Wegebau und Feinerschließung
Die Erschließung des Waldes mit LKW-fähigen Wegen ist heute wesentliche Voraussetzung für die Nutzung des Holzes und damit für den wirtschaftlichen Erfolg des Forstbetriebes. Die Basiserschließung sollte ganzjährig uneingeschränkit nutzbar sein. Dennoch wollen der Bau eines Weges und die damit verbundenen ökonomischen Ziele und ökologischen Folgen genau überlegt sein, da die Anlage eines Weges eine erhebliche Investition für Waldbesitzende ist, Instandhaltungskosten nach sich zieht und sich nicht einfach rückgängig machen lässt.
Die Erschließung eines Waldgebiets lohnt sich für Kleinprivatwaldeigentümer nur dann, wenn sich alle Eigentümer, die von der Erschließung des Waldes profitieren, an der Investition und der Instandhaltung beteiligen. Wegen der relativ hohen Kosten wird Wegebau im Privatwald insbesondere im Kleinprivatwald vom Staat gefördert.
Ein wesentlicher Aufwandstreiber beim Wegebau im Kleinprivatwald ist, alle begünstigten Waldeigentümer dazu zu bewegen, sich am Wegebau und der späteren Instandhaltung zu beteiligen sowie die komplexen administrativen Arbeiten in der Vorbereitung insbesondere für die Förderung und die naturschutzrelevanten Aspekte durchzuführen. Diese Arbeit wird heute häufig von den betreuenden Förstern erledigt, wäre aber auch prädestiniert für Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse. [1]
Das Erschließungssystem eines Waldgebietes setzt sich aus drei Erschließungsarten zusammen:
- Rückegassen (nicht Lkw-fähig), das System der Rückegassen wird auch Feinerschließung genannt.
- Transport- und Rückewege (nicht ganzjährig LKW-fähig)
- Abfuhrwege (ganzjährig Lkw-fähig)
Rückegassen werden, wenn sie nicht bereits angelegt sind, in der Regel mit der ersten Waldpflegemaßnahme, die mit selbstfahrenden Maschinen durchgeführt wird, etabliert und dauerhaft markiert. Dabei entstehen grundsätzlich kaum Kosten, da normalerweise die Kosten der Anlage der Rückegassen mit den Einahmen der einhergehenden Holzernte kompensiert werden.
Abb. 1: Rückegasse mit dauerhafter Markierung (Foto Bölsing)
Die Kosten für den Bau von Transport- und Rückewegen liegen je nach Auprägung und Geländeansprüchen zwischen 5 und 20 € pro laufendem Meter Weg. Abfuhrwege sind dann noch deutlich teurer.
Abb. 2: nicht ganzjährig LKW-befahrbarer Transport- und Rückeweg (Foto Bölsing)
Abb. 3: ganzjährig LKW-befahrbarer Abfuhrweg (Foto Bölsing)
Das Ausmaß der Erschließung eines Waldgebiets mit Wegen (ohne Rückegassen) wird mit zwei Werten beschrieben. Einmal gibt es die klassische Wegedichte in m/ha. Diese liegt im Durchschnitt zwischen 34 m/ha und 51 m/ha. Die Schwankungen erklären sich aus unterschiedlicher Gewichtung von Waldnutzungen. im Privatwald spielt die Erholungsnutzung und die damit verbundene Wegebenutzung und möglicherweise auch Wegebereitstellung eine deutlich geringere Rolle als im Staats- und Kommunalwald. Auch die Eigenheiten des Geländes erfordern unterschiedliche Wegedichten.
Die Wegedichte allein reicht aber nicht aus, um die Erschließung eines Waldgebietes ausreichend zu beschreiben. Das Erschließungsprozent beschreibt das Verhältnis zwischen erschlossener Fläche (100 m links und rechts von Wegen) und Gesamtfläche. Dabei können mit geringeren Wegedichten durchaus höhere Erschließungsprozente erreicht werden. [1]
Die Anlage solcher Wege muss von professionellen Wege-/Straßenbaufirmen durchgeführt werden. Sie ist außerdem dahingehend zu prüfen, ob sie einen Eingriff im Sinne der Eingriffsregelungdes Naturschutzrechtes darstellt und daher einen entsprechenden Ausgleich oder Ersatz erfordert.
Weitere Details zum forstlichen Wegebau finden Sie auf Waldwissen.
Quellen:
[1] Schweier, Janina et al. 2020: Waldwege: Bau und Maßnahmen der Unterhaltung. AFZ/Der Wald Nr. 2/2020, S. 36-39.