Baumartenwahl und Standortansprüche

Die Esskastanie (Castanea sativa)

Im Gegensatz zum Südwesten Deutschlands hat die Esskastanie in den anderen Regionen des Landes keine lange Anbautradition. Kalkhaltige Böden, Staunässe und Spätfröste mag sie nicht und in 6 Monaten im Jahr sollten die Temperaturen schon über 10 Grad Celsius liegen. Dies hat bisher dazu geführt, dass sie in anderen Regionen kaum Verbreitung gefunden hat. [1]

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Esskastanienlaub mit den typischen „Zähnen“ am Rand (Foto Bölsing)

Ihr Holz ist allerdings sehr hochwertig. Es wird vorwiegend in der Möbelherstellung und im Aussenbereich eingesetzt und kann dort auch Tropenhölzer in gleichwertiger Haltbarkeit ersetzen. Dementsprechend sind die zu erzielenden Holzpreise relativ hoch. Die hohe Wuchsleistung ermöglicht die Ernte von Wertholz bereits in verhältnismäßig jungen Jahren. Ab dem Alter 70 droht eine Entwertung durch Ringschäle, wenn man die Esskastanie waldbaulich falsch behandelt. [5] Ringschäle tritt u.a. bei stark unterschiedlichen Jahrrimgbreiten auf. Man sollte Esskastanienbestände daher stark und regelmäßig durchforsten. [6]

Die Maronen (Früchte der Esskastanie) sind essbar. Esskastanien werden daher z.B. in der Schweiz ähnlich wie Walnüsse in Plantagen zur Obsternte angebaut.

Die ökologische Bedeutung der Esskastanie ist ebenfalls sehr hoch. Die lichtdurchlässige Krone ermöglicht eine ausgeprägte Bodenvegetation. Flechten, Moosen und Insekten, inbesondere Bienen, bietet die Esskastanie attraktive Lebensräume an.

Erste Anbauversuche in Norddeutschland sind vielversprechend. [1]

Kastanienrindenkrebs: „An Baumbeständen erkennbare Befallssymptome für den Esskastanien-Rindenkrebs (Cryphonectria parasitica (Murrill) Barr) sind unterschiedlich starke Verlichtungen der äußeren Krone …. An Ästen mit Verlichtungserscheinungen und Welkesymptomen sind rindenbrandartige Veränderungen (Nekrosen) festzustellen.“
„Auf glattrindigen Ästen und Stämmen äußert sich der Rindenbrand durch mehr oder weniger scharf abgegrenzte orangefarbene bis rötliche Rindenpartien. An stärkeren und grobborkigen Stämmen sind häufig unregelmäßige Längsrisse in der Rinde zu finden …. Vor allem unterhalb der Nekrosen setzt eine starke Wasserreiserbildung ein.

Erreichen die Nekrosen diese Wasserreiser, so kommt es hier etwa ab Ende Juli zum Welken des Laubes. Kommt es zur Ringelung, sterben die Stamm- bzw. Kronenteile oberhalb ab, oder es stirbt der gesamte Baum. Die Krankheit schließt damit die Produktion von Stammholz nahezu aus.“ [2]

Für Bestände, die zur Maronenproduktion gepflegt werden, wurde ein biologisches Pflanzenschutzverfahren entwickelt, das bisher leider noch nicht auf Waldbestände übertragen werden konnte [3]

Durch Züchtungen steht inzwischen aber resistentes Vermehrungsgut auch für die Holzproduktion zur Verfügung [4], bzw. wird die Esskastanie mit dem Pilz leben und wachsen können [5].

Tintenkrankheit: Die Tintenkrankheit wird durch einen Wurzelpilz verursacht. Von der Wurzel aufwärts bilden sich schwarzfleckige Faulstellen. Ein Absterben des Baumes ist möglich. [4] Eine Entwertung des Holzes ist wahrscheinlich. Gegen diesen Pilz gibt es bisher kein Gegenmittel.

Das Klima der Zukunft wird sich durch wärmere Sommer auszeichnen, welche durch lang andauernde Hitze- und Trockenperioden gekennzeichnet sein werden. Die trockentolerante Esskastanie wird von dieser Veränderung nicht so massiv betroffen sein wie zum Beispiel die trockenheitsempfindlichen Baumarten Fichte und Tanne. Sie wird eher zu den Gewinnern des Klimawandels gehören, da sich ihre Anbaufähigkeit nach Norden und Osten ausbreiten wird, ihr Holz als Tropenholzersatz der Schonung der tropischen Regenwälder dienen wird und die kurze Umtriebszeit das Anbaurisiko relativ klein hält.

In Deutschland gibt es derzeit zwei Herkunftsgebiete: „Norddeutsches Tiefland“ (808 01) und „Übriges Bundesgebiet“ (808 02). Die Grenze verläuft ungefähr entlang einer Linie Düsseldorf-Hannover-Stettin. Die Gesamtfläche der Bestände, aus denen ausgewähltes, qualifiziertes oder geprüpftes Vermehrungsgut in Deutschland gewonnen wird, ist mit 120 ha bisher eher klein. Eine Vergrößerung ist bei den vielversprechenden Eigenschaften der Esskastanie für ein Überleben im Klimawandel sehr wahrscheinlich. Bisher exportiert Deutschland mehr Saatgut als es importiert [5].

Herkunftsgebiete Esskastanie

Herkunftsgebiete der Esskastanie nach [7]

[1] Städing, R. 2019: Harpstedter Förster leistet Pionierarbeit, LAND & Forst 2019 Nr. 40, S. 42 f.

[2] Metzler, B. 2015: Der Esskastanien-Rindenkrebs, Waldwissen.net aufgerufen am 14.10.2019

[3] Heiniger, U.; Graf, R.; Rigling, D. 2007: Der Kastanienrindenkrebs auf der Alpennordseite ist biologisch kontrollierbar, Waldwissen.net aufgerufen am 14.10.2919

[4] Häne, K. (2018): Die Edelkastanie. Baum des Jahres 2018. Wald und Holz, 99 (5), S. 13 f.

[5] Liesebach,M. et al. 2019: Die Genressourcen der Edelkastanie erhalten und nutzen, AFZ-Der Wald 2019 Nr. 21, S. 40 ff.

[6] Hein, S. et al. 2016: Waldbau mit der Edelkastanie, Waldwissen.net aufgerufen am 19.11.2019.

[7] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Hrgb.) 2017: Forstliches Vermehrungsgut Informationen für die Praxis (zum Download), 9. Auflage, 72 S.