Schnee- und Eisbruch

Maßnahmen und Vorbeugung

An dieser Stelle werden präventive Maßnahmen und Handlungsempfehlungen vorgestellt, welche dafür sorgen können, einem Schadereignis wir Schnee- und Eisbruch nicht hilflos ausgeliefert zu sein. In den meisten Fällen ist es möglich, Stellschrauben zu drehen, welche Schadenswirkungen abmildern können. Dabei liegt das Hauptaugenmerk darauf, stabile Einzelstämme zu entwickeln und die Strukturvielfalt zu erhöhen. Dieses geht allerdings meist dann zu Lasten der Qualität, da Starkastigkeit und Abholzigkeit tendenziell zunehmen und das Höhenwachstum abgeschwächt wird.

Sind Bestände durch ihre Struktur und/oder ihren Standort für Schäden durch Schnee- und Eisbruch anfällig, kann dieses Risiko durch Eingriffe deutlich reduziert werden.

  1. Es sollten Baumarten und Rassen verwendet werden, die möglichst einheimischen oder sogar lokalen Ursprungs sind und deren Wuchsformen das Schnee- und Eisbruchrisiko minimieren. In der unten stehenden Abbildung sind zwei Nadelbäume mit unterschiedlicher Wuchsform abgebildet. Am Baum mit der schmalen Krone können Schnee- und Eisanhänge deutliche besser abrutschen als an dem Individuum mit den weit ausladenden Zweigen, wodurch sich das Risiko des Bruchs deutlich vermindert.
  2. Bei der waldbaulichen Behandlung kann zu mehreren Zeitpunkten im Bestandesleben vorbeugend eingegriffen werden.
    1. Bestandesbegründung: Um die Stabilität der Bäume im jungen Alter zu erhöhen werden geringere Stammzahlen als üblich empfohlen. Dieses stärkt den Einzelbaum und macht ihn weniger anfällig. Die konkreten Zahlen sind je nach Baumart, bereits oder noch vorhandene Bestockung und Gefährdungsgrad des Standorts unterschiedlich. Des Weiteren wird empfohlen die Abstände zwischen den Pflanzreihen zu vergrößern, nicht aber die Pflanzabstände innerhalb einer Reihe. Genaue Zahlen sind für schneebruch-gefährdete Standorte wegen der vielen Faktoren nicht generell verfügbar, lediglich für die Fichte gibt es einen Anhalt:- Hohe Gefährdung: 1500-2000 Stk./ha- Mittlere Gefährdung: 2000-2500 Stk./ha- Geringe Gefährdung: 2500-3000 Stk./haGroßflächige Verjüngungen eines Alters sind stärker gefährdet als vertikal strukturierte Verjüngungen. Daher ist es vorteilhaft, wenn die Verjüngung des Waldes gruppen- bis horstweise erfolgt, so dass sich keine geschlossene Schneedecke auf dem Kronendach bilden kann und Luftbewegungen zusätzlich für Entlastungen sorgen können.
    2. Jungbestandspflege: In der Jungbestandspflege ist die Konkurrenzvegetation stärker, da weniger Bäume gepflanzt wurden. Daher ist diese auch stärker zu bekämpfen. Auf einen höheren Anteil an Mischbaumarten sollte geachtet werden, da insbesondere Laubholz in Nadelbeständen den Schnee auf den Boden durchfallen lässt, und somit eine sich auf dem Kronendach aufbauende ganzflächige Schneedecke verhindert wird.
    3. Läuterung und Erstdurchforstung: Die auf die Jungbestandspflege folgenden Eingriffe sollten von dem Leitbild der Einzelbaumstärkung durch Stammzahlreduktion geleitet sein. Dadurch wird das Kronendach durchlöchert und der Schnee kann hindurchfallen, ohne Schäden anzurichten. Risikoarme Baumformen und Mischbaumarten sollten gefördert werden.

Schmale und breite Kronen bei Nadelholz

Abb. 1: Schmalkronige Fichten (links), an denen Schnee und Eis gut abgleiten können, und breitkronige Küstentanne, an deren Ästen sich Eis und Schnee mit verheerenden Folgen ansammeln können. (Foto: Bölsing)

Dufteis und Schneebruch – Wenn Eis und Schnee die Äste biegen, Online auf waldwissen.net, Zugriff am 24.09.2020

Schwerdtfeger, Fritz 1981: Die Waldkrankheiten 4.Auflage, Paul Parey Hamburg und Berlin 1981, 486 S.

Zur Bestandesbegründung: Empfehlungen für die Wiederbewaldung der Orkanflächen in Nordrhein-Westfalen, Online auf sdw-nrw.de, Zugriff am 24.09.2020