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klima_u_fowi:waldschutz:biot_schaeden:insekten:kiefern_oder_forleule [2020/11/10 20:08]
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 ====== Kiefern- oder Forleule (Panolis flammea) ====== ====== Kiefern- oder Forleule (Panolis flammea) ======
  
-{{ :klima_u_fowi:waldschutz:biot_schaeden:insekten:480px-panolis.flammea.7102.jpg?400}}Wenn es zu einer Massenvermehrung kommtverursacht sie schwere Schäden. Besonders gefährdet sind 40-80-jährige Kiefernbestände mit einem maximalen Niederschlag von 800 mmFür einen Befall charakteristisch ist der frühe Beginn im Mai/Juni. Durch den frühen Fraß wird die Kiefer vor Anlage der neuen Knospen geschädigtwas die Gefahr des Absterbens nach einmaligem Kahlfraß erhöhtErreicht die Massenvermehrung ihren Höhepunkt werden Kiefernkronen bereits Ende MaiAnfang Juni braun.[1]+{{ :klima_u_fowi:waldschutz:biot_schaeden:insekten:480px-panolis.flammea.7102.jpg?400}}Dieser Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) mit dem Namen Kieferneule oder Forleule mag sandigen oder steinigen Bodenbevorzugt daher lichte Kiefernwälder mit solchen Böden oder auch Steinbrüche und GärtenDas Verbreitungsgebiet der Kiefer repräsentiert in etwa den Lebensraum des Falters, ausgenommen der südlichen und nördlichen Grenzbereiche. Es erstreckt sich vom Westen Kataloniens über SüdfrankreichMittelitalien, Mitteleuropa bis nach Westsibirien, das Kaukasusgebiet und Kleinasien, reicht im Norden bis an den Polarkreis heran sowie im Süden bis zur nördlichen iberischen Halbinsel und bis nach Italien (einschlSizilien und Sardinien). Auch in der Höhe ist die Kiefern- Forleule zu finden, bspw. in den Alpen bis auf 1.700 m.[1]
  
-Geographische Verbreitung und Lebensraum+Kommt es zu Massenvermehrungen, kann sie schwere Schäden verursachen und insbesondere 40-80-jährige Kiefernbestände mit einem maximalen Niederschlag von 800 mm gefährden. Charakteristischerweise erfolgt ein Befall im Mai / Juni, so dass der frühe Fraß an der Kiefer die Anlage neuer Knospen stört und somit die Gefahr eines Absterbens bereits nach einmaligem Kahlfraß steigert. Zum Höhepunkt der Massenvermehrung Ende Mai / Anfang Juni beginnen die Kiefernkronen braun zu werden.[2]
  
-Der Lebensraum der Kieferneule deckt sich mit dem Verbreitungsgebiet der KieferNur in den südlichen und nördlichen Grenzbereichen folgt sie der Futterpflanze nicht ganz so weitDas Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Westen von Katalonien über Südfrankreich, Mittelitalien, Mitteleuropa bis nach Westsibirien, das Kaukasusgebiet und Kleinasien. Im Norden reicht es bis an den Polarkreis, im Süden auf die nördliche Iberische Halbinsel, Italien (einschl. Sizilien und Sardinien)+Meistens dauern die Massenvermehrungen der Kiefern- / Forleule nicht lange und auf begrenzte Nadelverluste im ersten Befalljahr, folgt unmittelbar das Jahr mit dem FraßhöhepunktHäufig in Form eines Kahlfraßes und dem Zusammenbruch der Schädlingspopulation.[2]
  
-Sie bewohnt lichte Kiefernwälder mit sandigem oder steinigem Bodenaber auch Steinbrüche und GärtenSie ist nicht seltenIn den Alpen steigt sie bis auf 1700 m an[2].+Warme Jahre mit wenig Niederschlag zeichnen oftmals für derartige Massenvermehrungen verantwortlichda insbesondere das erste Raupenstadium empfindlich auf Wetterlagen reagiert. Andauernde Regenfälle beeinträchtigen bisweilen die Eiablage stark und sorgen für eine hohe SterblichkeitHohe (Boden-)Trockenheit wiederum ist ungünstig für die Puppen, die etwa ein Dreivierteljahr im Boden liegen.[2]
  
-Die Kieferneule (Panolis flammea), auch als Forleule bezeichnet, ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). 
  
-Merkmale+===== Merkmale & Lebensweise der Falter =====
  
-Die Kieferneule ist ein mittelgroßer Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von 30 bis 40 Millimetern.[1] Die Färbung der Vorderflügel ist variabel und reicht von zimtrotgelbbraun bis graubraun. Auf den Vorderflügeln sind Ring- und Nierenmakel relativ groß und sehr deutlich ausgebildet. Die Ringmakel ist zum Apex hin spitz ausgezogen. Die Nierenmakel ist stark nach außen gekrümmt und berührt mit der Längskante den Rand der Subcostalader. Die Hinterflügel sind dunkelbraun oder grauschwarz und mit einem weißen Fransenrand umgeben. Der Kopf ist stark behaart und wie die Brust rötlichgrau gefärbt. Der Hinterleib ist gelbgrau und ebenfalls behaart.+Bereits früh im Jahr, d. h. von März bis Juni, fliegen die nachtaktiven Falter, um sich von Weiden-Birken- und Erlen-Pollen sowie Schlehen zu ernähren.[1]
  
-Die Eier sind halbkugelig und längsgefurchtZu Beginn der Eientwicklung sind sie grünspäter nehmen sie eine weißliche bis rötliche Färbung an.+Die Falter sind ca. 2 cm groß und haben auf den Vorderflügeln zwei helle Flecken (sogNieren- und Ringmakel). Die Flügel selber rangieren in einem Farbspektrum von zimtrot über gelbbraun bis graubraun und werden in Ruhe dachförmig über dem Hinterleib getragen.[2] Mit einer Flügelspannweite von 30-40 mm ist die Kiefern- / Forleule ein mittelgroßer Nachtfalter. Dabei sind die Ringmakel zur Flügelspitze hin spitz ausgezogen und die Nierenmakel nach außen stark gekrümmt. Die Hinterflügel dagegen sind dunkelbraun oder grauschwarz mit einem weißen Fransenrand. Der stark behaarte Kopf und die Brust heben sich rötlichgrau vom ebenfalls behaartengelbgrauen Hinterleib ab. Die Zeichnung ist so charakteristisch, dass die Kiefern- / Forleule klar von anderen Eulenfaltern unterschieden werden kann.[1]
  
-Die Raupen werden bis ca. 37-40 Millimeter lang. Sie sind unbehaart und weisen drei Paar Thorakalbeine und vier Paar Beine an den Abdominalsegmenten 3-6 und ein Paar Nachschieber am letzten Abdominalsegment auf. Die L1-Raupe ist hellgelb bis hellgrün gefärbt und hat einen gelb gefärbten Kopf. Die helle Längsbinde ist nur undeutlich ausgebildet. Das erste Bauchfußpaar ist bei den L1- und L2-Raupen zunächst schwach ausgebildet; sie bewegen sich dadurch spannerartig fort. Die späteren Raupenstadien besitzen einen rotbraunen Kopf. Sie zeigen eine helle Rückenlinie und jederseits drei helle Längsbinden. 
  
-Die Puppe ist schwarzbraun bis dunkelrotbraun gefärbt und wird bis 15 mm groß. Sie besitzt einen kleinenkegelförmigen Kremaster auf dem zwei spitze Borsten und vier kurze Borsten sitzen.+===== BrutbildEntwicklungsdauer und Generationen =====
  
-Ähnliche Arten+Die Eier der Kiefern- / Forleule sind halbkugelig und längsgefurcht. Sind sie zu Beginn der Eientwicklung noch grün, nehmen sie später eine weißliche bis rötliche Färbung an.[1]
  
-Wegen ihrer charakteristischen Zeichnung kann die Kieferneule mit keiner anderen Eulenfalter-Art verwechselt werden.+Die Puppen werden bis zu 15 mm groß und sind schwarz- bis dunkelrotbraun.[1]
  
-Lebensweise+Die ca. 37-40 mm langen Raupen sind unbehaart, im ersten Stadium hellgelb bis hellgrün gefärbt und haben einen gelben Kopf. Die helle Längsbinde ist dabei nicht deutlich ausgebildet. In späteren Raupenstadien ist der Kopf rotbraun und die Rückenlinie hell mit jederseits drei hellen Längsbinden.[1]
  
-Die Art bildet eine Generation pro Jahr. Die Falter fliegen bereits früh im Jahr von März bis Juni. Die nachtaktiven Falter ernähren sich von Weiden-, Birken- und Erlen-Pollen sowie Schlehen (Prunus spinosa). Die Falter werden von künstlichen Lichtquellen angezogenkommen aber eher spärlich zum Köder.[3] Die Begattung findet nachts statt. Anschließend legen die Weibchen die Eier in Zeilen an den vorjährigen Nadeln im Kronenbereich der Bäume ab, wobei die Unterseite bevorzugt wird. Dabei legt ein Weibchen über einen Zeitraum von zwei bis neun Tagen bis zu 200 Eier in den Kronenbereich von 25- bis 50-jährigen Bäumen ab.[4] Die durchschnittliche Eizeit beträgt etwa 14 Tage und ist stark temperaturabhängig.[5] Raupen können im Juni und Juli angetroffen werden. Die Raupen fressen fast ausschließlich an den Nadeln der Waldkiefer (Pinus sylvestris), nur bei Massenvermehrungen findet man sie auch an Fichte (Picea abies) und Weißtanne (Abies alba). Sie frisst auch an den Nadeln der aus Nordamerika eingeführten Weymouth-Kiefer (Pinus strobus)[3]. Die Larvalentwicklung dauert in Mitteleuropa durchschnittlich vier Wochen. Dabei werden fünf Larvenstadien durchlaufen. Die Eiraupen (L1) sind auf die Nadeln des Maitriebs angewiesen. Sie können sich aber auch in die Knospen einbohrenwenn sich aufgrund schlechter Witterung der Austrieb verzögertAb dem zweiten Larvenstadium (L2fressen sie bereits an den Nadeln des Vorjahres, bevorzugen aber noch die jungen TriebeDie ausgewachsenen Raupen findet man dann an den alten Nadeln. Sie leben in der Krone der Bäume. Durch die Streifenzeichnung und die langgestreckte Körperform sind die Raupen auf ihrer Nahrungspflanze zwischen den ähnlich aussehenden Nadeln perfekt getarnt.Während der Larvalentwicklung werden die Larven relativ häufig parasitiert[3], was eine Massenvermehrung schnell beenden kann. Zur Verpuppung lassen sich die Raupen entweder einfach aus der Krone fallen, oder sie wandern den Stamm hinunter. Sie verpuppen sich am Boden unter Moos und überwintern als Puppe in einem festen Kokon im Boden bevor sie im Frühjahr als Falter schlüpfen.+Der Forleulenfraß beginnt typischerweise im Mai/Juni und schreitet dann schnell voranso dass im Höhepunkt einer Massenvermehrung die Kronen bereits Ende Mai/Anfang Juni braun werden. Die Eiraupen sind zart gelbgrün und die Raupen der folgenden Stadien grün mit insgesamt sieben hellen Längsstreifen. Die Puppen sind dunkelgrün und haben auf dem vierten Hinterleibssegment ein Grübchendas von einem halbmondförmigen Wall umgeben istAuf dem letzten Segment befinden sich zwei deutliche Enddorne mit jeweils zwei feinen Borsten daneben (oft sind diese jedoch abgebrochen).[2]
  
-Schadwirkung+Pro Jahr hat die Forleule hat nur eine Generation und die Puppe ruht fast 10 Monate (Sommer - Frühjahr) im Boden. Frühestens Mitte Februar, spätestens Anfang Juni schlüpfen die Falter, wobei die Hauptzeit im April ist. Ca. 4 Tage nach dem Schlüpfen beginnen die Weibchen mit der etwa 14-tägigen Eiablage in einreihigen Zeilen an vorjährigen Nadeln, so dass man die napfkuchenähnlich geformten Eier mit radialen Rillen über die ganze Krone verteilt findet. Nach ca. 3 Wochen sieht man die jungen Raupen erstmals, da sie zum Triebende wandern, um sich (ausschließlich) von den dort befindlichen Knospen und Maitriebnadeln zu ernähren. Haben sich die Raupen zum ersten Mail gehäutet, benagen sie auch alte Nadeln und verzehren sie bis auf kurze Stummeln.[2]
  
-Die Kieferneule zählt zu den%% %%Forstschädlingen%% %%und kann in Monokulturen großen Schaden anrichtenBei einer Massenvermehrung entwickeln sich die Raupen auf vielen kleinen Flächen gleichzeitigso dass ganze Regionen zu einem Befallsgebiet zusammengefasst werden. Im Folgejahr kann man allerdings wegen der erstaunlichen Regenerationsfähigkeit der Kiefer kaum noch Spuren des Kahlfraßes feststellen. Die geschwächten Bäume können jedoch leichter von so genannten Sekundärschädlingen befallen werden. Dazu zählen u. a.%% %%Borkenkäfer%% %%und%% %%Rüsselkäferarten%% %%aus der Gattung Pissodes.<sup>[5]</sup>+Insgesamt dauert der Fraß 5-6 Wochen und lässt sich in 5 Stadien unterteilenJede Raupe frisst 7-8 g Nadelmasse, bevor sie sich fallen lässt oder am Stamm herunterkriechtum sich in kurzer Entfernung auf dem Boden in die Streu einzubohren und in einer mit wenigen Gespinstfäden ausgekleideten Höhle dicht über oder wenige cm tief im Mineralboden zu verpuppen. Die Schlüpfquote im Frühjahr hängt von dem Schutz vor Austrocknung und tiefen Temperaturen ab.[2]
  
-Ein historischer Bericht stammt aus dem Jahr 1777 und berichtet über einen Befall im Groß-Schönebecker Forst (Brandenburg). Der letzte bekannte Befall wurde 2001 in Polen registriert. 
  
 +===== Befall & Bekämpfung =====
  
-===== Quellen: =====+Massenwechsel von Forleulenpopulationen muss auch in der Latenz überwacht werden, um das Risiko für den Bestand durch eine Kalamität bereits in der Anbahnung zu erkennen.[2]
  
-[1] [[http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/insekten/fva_forleule/index_DE|Die Kiefern- oder Forleule]], Online auf waldwissen.net, Zugriff am 12September 2019+Konzentriert man sich während der Latenz auf die Untersuchung wirklich gefährdeter (klimatisch und standörtlich begünstigende) Standorte, in denen es bereits früher Kalamitäten gab. Zunächst fängt man mit Sexuallockstoff-Fallen die Männchen und achtet auf einen Anstieg der Anzahl von einem Jahr zum anderen. Ein signifikanter Anstieg zeigt den Beginn einer Massenvermehrung an. Nun ist der Bestand mit Blick auf Fraßschäden zu überwachen und nach Puppen abzusuchen. In der nächsten Überwachungsstufe wird der Boden nach gesunden weiblichen Puppen abgesucht und - bei mehr als 0,3 Puppen pro m² - nach dem Falterflug die Eidichte auf zufälligen Trieben (aus allen Kronenteilen) ermittelt. Nach Prognose des Fraßgrads aufgrund der nachgewiesenen Eizahl je 100 Triebe in Abhängigkeit von der vorhandenen Nadelmasse, dem Alter der Bäume und der Ertragsklasse des Bestands lässt sich über die Notwendigkeit von Bekämpfungsmaßnahmen entscheiden.[2] 
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 +Zur Bekämpfung eignen sich 
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 +  * der Häutungshemmer Dimilin 25 WP (Wirkstoff Diflubenzuron) - in den ersten beiden Raupenstadien 
 +    * %%150-300 g in 25-40 l Wasser pro ha%% 
 +  * Organophosphorverbindung oder eines Pyrethroids gegen ältere Stadien 
 +    * Genehmigungspflichtige Ausbringung der Spritzflüssigkeiten mit dem Luftfahrzeug 
 +  * Bacillus Thuringiensis-Präparate nur unzureichend 
 +  * Suspensionen des spezifischen Kernpolyedervirus 
 +    * Nicht im Handel erhältlich 
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 +===== Schadwirkung ===== 
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 +Die Forleule ist deswegen so schädlich, weil sie sich unter günstigen Bedingungen extrem vermehren und ihre Eiraupen in der Vegetationsperiode des Kiefernaustriebs die sich öffnenden Knospen sowie jungen Triebe vernichten. Schließt sich daran noch ein Kahlfraß der alten Nadeln durch die Raupen an, hat der Baum schlechte Überlebenschancen.[2] 
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 +Insbesondere in Monokulturen kann die Kieferneule für große Forstschaden verantwortlich sein, denn im Fall einer Massenvermehrung besiedeln die Raupen so viele (kleinere) Flächen gleichzeitig, dass ganze Regionen zu einem Befallsgebiet werden können. Glücklicherweise sieht man aufgrund der beachtlichen Regenerationsfähigkeit der Kiefer im Folgejahr oft keine  Spuren des Kahlfraßes mehr, aber geschwächte Bäume sind nun für Sekundärschädlinge wie bspw.%% %%Borkenkäfer%% %%und%% %%Rüsselkäferarten%% %%anfällig.[1
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 +===== Quellen ===== 
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 +[1] [[https://www.biologie-seite.de/Biologie/Kieferneule|Kieferneule]]%%, Online auf biologie-seite.de, Zugriff am 31.03.2021%% 
 + 
 +[2] [[http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/insekten/fva_forleule/index_DE|FVA Publikation: "Die Kiefern- oder Forleule"]], Online auf waldwissen.net, Zugriff am 31.03.2021