Komplexkrankheiten

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Eichenschäden / Eichensterben

War die Eiche in Deutschland noch bis Mitte der achtziger Jahre die in den meisten Bundesländern am wenigsten von „Neuartigen Waldschäden“ betroffene Baumart, hat die Lage d. h. der Gesundheitszustand der Bestände seitdem dramatisch verschlechtert. Im Jahr 2000 galt die Eiche in nahezu allen Bundesländern als die am stärksten geschädigte Baumart.[1]

Die neuartigen Eichenerkrankungen zeigen sich durch

  • Veränderte Belaubung: Geringere Blattgröße, Blattvergilbung, Blattverlust und Konzentration verbleibender Blätter auf die Astenden (Besen) [1]
  • Veränderter Kronenzustand: Zweigabsprünge, fortschreitendes Absterben ganzer Kronenbereiche [1]
  • Rindennekrosen, Bohrlöcher und Schleimfluss im Bereich der Stämme [1]

Zudem bieten die idealen Wuchsbedingungen für Stiel- und Traubeneichen - warm-trocken getönte Lagen mit der passenden geologischen Bodenausstattung - gleichzeitig klassische Massenvermehrungsgebiete von Eichenschadorganismen wie z. B.

  • Eichelwickler: Es kommt zu Zuwachsverlusten durch Raupenfraß sowie Vitalitätseinbußen durch mehrmaligen Kahlfraß. [1]
  • Eichenprozessionsspinner: Sie sorgen für Vitalitätsverluste durch mehrmaligen, starken Fraß. [1]
  • Schwammspinnerraupen: Die Raupen schlüpfen mit dem Laubaustrieb und fressen in mehreren Stadien bis in den (Früh-)Sommer hinein, so dass sie bei passender Witterung zusätzlich die Johannistriebe schädigen und bereits der einmalige Kahlfraß letale Folgen bedeuten kann. [1]
  • Zweipunkt-Eichenprachtkäfer: Sie gelten als Hauptüberträger für die Bakterien Bakterien Gibbsiella quercinecans, Brenneria goodwinii und Rahnella victoriana, die für den Schleimfluss an Traubeneichen verantwortlich zeichnen.

Akutes und chronisches Eichensterben stehen in engem, ursächlichen Zusammenhang. Treten mehrere Schadfaktoren in Kombination auf, lässt sich das akute Eichensterben als Sonderfall des chronischen Eichensterbens verstehen, da dieser kombinierte Schadkomplex den Krankheitsverlauf beschleunigt. [1]

Vom vorgenannten Eichensterben sind Erkrankungen durch Phytophthora-Arten zu unterscheiden.[1]

Es empfiehlt sich stets, eine gesicherte Diagnose einzuholen, bevor man Maßnahmen ergreift. Denn nicht jeder Baum mit Schleimfluss oder Prachtkäferbefall ist zwingend von den o. g. Bakterien befallen.[1]

Die Forstpraxis kann durch folgende Aktivitäten den Zustand von Eichenbeständen positiv beeinflussen:

  • Konsequente Kronenpflege zur Erzielung vitaler herrschender und vorherrschender Eichen (Z-Baum-Auswahl und -förderung).
  • Pflege eines vitalen Unter- und Zwischenstandes.
  • Zulassung einer ausreichenden Zahl regional bewährter Saatguterntebestände. Durchführung gezielter Nachkommenschaftsprüfungen, insbesondere im Hinblick auf Eignung für staunässebeinflusste Standorte. Erarbeitung/laufende Aktualisierung entsprechender Herkunftsempfehlungen. Ausschließliche Verwendung von herkunftsgesichertem Saat- und Pflanzgut bei gleichzeitiger Dokumentation in den Betriebsunterlagen.
  • Konsequente Vermeidung flächiger Befahrung.
  • Die Dosierung von Waldkalkungen soll in Eichenbeständen so gewählt werden, dass eine Anhebung des Oberbodens pH > 5 ausgeschlossen ist, um eine chemische Labilisierung der Bodenstruktur zu vermeiden.
  • Periodische Kontrolle des Kronenzustandes an repräsentativen Weiserflächen in Forstämtern mit hohem Eichenanteil.
  • Konsequente Überwachung der Forstschutzsituation, um beginnende Gradationen phyllophager Insekten und Mehltau in Fällen chronisch hoher Kronenschädigung rechtzeitig bekämpfen zu können.
  • „Saubere Wirtschaft“, konsequente und frühzeitige Entfernung von Bäumen mit Prachtkäferbefall.
  • Vermeidung von zu hohen Eichenanteilen auf stärker staunässebeinflussten Böden, Wahl standörtlich geeigneter waldbaulicher Alternativen

[1] Eichensterben - Behandlungsempfehlungen für die Forstpraxis, Online auf waldwissen.net, Zugriff am 25.09.2020

[2] Eichenschäden, Online auf waldwissen.net, Zugriff am 25.09.2020