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 Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden bei Erlen Krankheitssymptome beobachtet. Durch den Befall mit der Pilzart {{ :klima_u_fowi:waldschutz:biot_schaeden:komplexkrankheiten:erlensterben.jpg?400}}[[klima_u_fowi/waldschutz/biot_schaeden/pilze/10phytophteraarten|Phytophthora]] alni an Wurzel- oder Wurzelhalsfäule erkranken die Bäume und sterben in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate ab. Betroffen sind neben Grauerlen (Alnus incana) und italienischen Erlen (Alnus cordata) insbesondere Schwarzerlen (Alnus glutinosa). Oftmals erkanken nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Gehölzsäume. Wurde das Erlensterben in der Vergangenheit verstärkt in Südengland beobachtet, finden sich seit 1995 auch in Deutschland Nachweise der Krankheit. [1] Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden bei Erlen Krankheitssymptome beobachtet. Durch den Befall mit der Pilzart {{ :klima_u_fowi:waldschutz:biot_schaeden:komplexkrankheiten:erlensterben.jpg?400}}[[klima_u_fowi/waldschutz/biot_schaeden/pilze/10phytophteraarten|Phytophthora]] alni an Wurzel- oder Wurzelhalsfäule erkranken die Bäume und sterben in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate ab. Betroffen sind neben Grauerlen (Alnus incana) und italienischen Erlen (Alnus cordata) insbesondere Schwarzerlen (Alnus glutinosa). Oftmals erkanken nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Gehölzsäume. Wurde das Erlensterben in der Vergangenheit verstärkt in Südengland beobachtet, finden sich seit 1995 auch in Deutschland Nachweise der Krankheit. [1]
  
-Vermutlich kam das Erlensterben durch Fischimporte nach Europa, da Phytophthora mit Fischbrutbeständen aus Nordamerika eingeschleppt worden sein könnte. [2]+Vermutlich kam das Erlensterben durch Fischimporte nach Europa, da [[klima_u_fowi/waldschutz/biot_schaeden/pilze/10phytophteraarten|Phytophthora ]]mit Fischbrutbeständen aus Nordamerika eingeschleppt worden sein könnte. [2] Die Ausbreitung der Erlen-Phythophthora ist jedoch nicht abschließend geklärt. Es liegt nahe, dass sie sich wie andere Phytophthora-Arten durch Wasserläufe über längere Strecken verbreiten, allerdings ist das Erlensterben auch im Bestandesinnern zu sehen.[1]
  
-Symptome+Allgemein findet die Pilzart in feuchten Bodenbedingungen (Staunässe und Überflutung) sowie bei niedrigen bis gemäßigten Temperaturen, d. h. vor allem im Herbst und Frühjahr ideale Bedingungen zur Ausbreitung vor. Zusätzlich scheinen saure pH-Bodenwerte für das Erlensterben günstig zu sein.[1]
  
-Befallene Erlen bilden nur wenige und kleine Blätter, die meist ungewöhnlich hell (grünlich-gelb) sind und frühzeitig abgeworfen werden. Auch finden sich tote Äste in der Krone.+Gesicherte Erkenntnisse darüberwie die Erlen-Phythophthora für sie ungünstige Klimabedingungen überdauert, gibt es noch nicht, allerdings wird die Bildung von Dauersporen und die temporäre Nutzung von organischen Material in abgestorbenen Erlen als Nahrungsquelle angenommen.[1]
  
-Charakteristisch für Phythophthora alni sind schwarz-braune nässende Flecken, die sich am Stammanlauf bilden und sich später stammaufwärts ausdehnenIm Verlauf der Krankheit wachsen die Flecken zusammen und bilden sogenannte Teerfleckenaus denen der Baum stark blutet.+Die Infektion der Erlen erfolgt entweder über Wunden an Wurzeln und Stammansatz oder die Erreger dringen durch die Lentizellen (= natürliche interzelluläre Öffnungen) am Stamm und an den Feinwurzeln einSignifikante Veränderungen der Wasserstände im Bereich der Rhizosphäre führen leicht zu Wurzelverletzungenwas wiederum günstig für eine Infektion ist. Einmal bis zum Wurzelanlauf oder Stammgrund vorgedrungen, breitet sich der Erreger schnell im befallenen Baum aus und färbt das befallene Gewebe braun. Dadurch stirbt es ab und die Wasser- und Nährstoffversorgung des Baumes wird gestört.
  
-Unter der Rinde zeichnen sich dunkelbraune bis rotbraune Verfärbungen scharf vom sonst hellen Gewebe ab. Das kranke Gewebe reicht bis in das Xylem, sodass die Krone nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden kann.+Bei einem milden Krankheitsverlauf werden die befallenen Bäume stark geschwächt und bieten somit eine optimale Angriffsfläche für andere Krankheiten und Schädlinge. Bei aggressivem Verlauf sterben die Erlen binnen weniger Monate.[1]
  
-Ausbreitung+===== Symptome =====
  
-Die Ausbreitung der Erlen-Phythophthora ist noch nicht vollständig erforscht. Wie andere Phytophthora-Arten ist eine Verbreitung über längere Strecken durch Wasserläufe anzunehmenwas auch durch die begeißelten Zoosporen erklärt wird. Das Phänomen kann jedoch nicht nur an Wasserläufensondern auch im Bestandesinnern beobachtet werden.+Ein Befall zeigt sich dadurch, dass die sich tote Äste in der Krone zeigenzudem die Erlen nur wenige und kleine Blätter bilden, welche zumeist heller als gewöhnlich d. h. von grünlich-gelber Farbe sindund diese schneller als normalerweise wieder abwerfen.[1]
  
-Generell bieten Staunässe und Überflutung bei niedrigen bis gemäßigten Temperaturen ideale Bedingungen für den ErregerDaher ist der Pilz im Herbst und im Frühjahr besonders aktiv. Es gibt Hinweise darauf, dass saure pH-Werte das Auftreten des Erlensterbens begünstigen. Die Überdauerung von ungünstigen klimatischen Bedingungen ist noch nicht vollständig geklärt. Infrage kommen jedoch die Bildung von Dauersporen und die zeitweise Ernährung von totem organischen Material in abgestorbenen Erlen.+Am Stammanlauf befallener Bäume bilden sich die schwarz-braunen nässenden Flecken, die typisch für [[klima_u_fowi/waldschutz/biot_schaeden/pilze/10phytophteraarten|Phytophtera ]]alni sindIm Verlauf der Krankheit dehnen sich die Flecken stammaufwärts derart aus, dass sie zusammenwachsen und stark blutende, sogenannte Teerflecken ausprägen.[1]
  
-Infektion der Erlen+Die dunkel- bis rotbraunen Verfärbungen unter der Rinde sind deutlich zu erkennen und da das erkrankte Gewebe bis in den Holzteil des Baumes (Xylem) reicht, wird die Krone nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt.[1]
  
-Der Erreger kann über Wunden an Wurzeln und Stammansatz Erlen infizieren. Auch ist das Eindringen durch die natürlichen interzellulären Öffnungen (Lentizellen) am Stamm sowie über die Feinwurzeln nicht auszuschließen. Stark wechselnde Wasserstände im Bereich der Rhizosphäre können die Infektion über die Wurzeln begünstigen, da hierbei leicht Verletzungen im Wurzelbereich auftreten. Ist der Erreger bis zum Wurzelanlauf oder Stammgrund vorgedrungen, breitet er sich schnell im befallenen Baum aus und besiedelt vorwiegend das Kambium und das angrenzende Gewebe des Phloems und Xylems. Das befallene Gewebe färbt sich braun und stirbt ab, wodurch die Wasser- und Nährstoffversorgung des Baumes unterbrochen wird. 
  
-Die Krankheit kann recht unterschiedlich verlaufen. Ein frühzeitiger Tod schon nach wenigen Monaten ist möglich. Die Krankheit muss aber nicht zwingend zum Absterben des Baumes führen. Befallene Bäume sind jedoch stark geschwächt und somit anfällig für weitere Krankheitserreger und Schädlinge.+===== Maßnahmen & Prävention =====
  
-Bekämpfung+Da aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen der Einsatz von chemischen Mitteln verboten ist und wirksame Antagonisten bisher nicht bekannt sind, bleibt zur Bekämpfung des Erlensterbens einzig das Fällen befallener Bäume sowie die Entfernung der Wurzel und die vollständige Vernichtung des Holzes übrig.[1]
  
-Eine chemische Bekämpfung ist aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen ausgeschlossen. Antagonisten sind bisher nicht bekannt. Zur Bekämpfung des Erlensterbens sind daher lediglich das Fällen befallener Bäumen (inklusive Entfernung der Wurzel) und die vollständige Vernichtung des Holzes möglich. Bei Neuanpflanzungen sollte auf Naturverjüngung gesetzt werden oder auf Saatgut unterschiedlicher Herkünfte zurückgegriffen werdenAuch sollten Flächen, auf denen Phythophthora alni bereits nachgewiesen wurde sowie Flächen mit Staunässe gemieden werden, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.+Um das Schadensrisiko durch Infektionen generell zu minimieren, empfiehlt es sich, bei anstehenden neuen Erlenpflanzungen, auf Naturverjüngung zu setzen, auf Saatgut unterschiedlicher Herkünfte [1] sowie auf Pflanzmaterial aus Phytophthora-freier Anzucht zurückzugreifen.[3] Flächen sollten gemieden werden, auf denen nachweislich bereits Phythophthora alni gefunden wurde.[1] Flächen mit Staunässe sollten ebenfalls gemieden werden [1] oderda in Überflutungsgebieten grundsätzlich eine Gefährdung für Erlen besteht, evtl. Hügelpflanzungen vornehmen.[3]
  
-Quellen+In Fällen besonders starken Befalls, sollte für einen Bestand ein Baumartenwechsel oder - abhängig von Standort und Zielsetzung - eine Beimischung bzw. Tolerierung von Weiden und Pappeln, Moorbirken oder Eschen erwogen werden.[3]
  
-↑ G. Hartmann: Wurzelhalsfäule der Schwarzerle (Alnus glutinosa) – eine bisher unbekannte Pilzkrankheit durch Phytophthora cambivora. In: Forst und Holz 50, S. 555–557 (1995), ISSN 0932-9315.+===== Quellen =====
  
-https://www.biologie-seite.de/Biologie/Erlensterben+[1] [[https://www.biologie-seite.de/Biologie/Erlensterben|Erlensterben - mit Bezug auf G. Hartmann: Wurzelhalsfäule der Schwarzerle (Alnus glutinosa) – eine bisher unbekannte Pilzkrankheit durch Phytophthora cambivora. In: Forst und Holz 50, S. 555–557 (1995), ISSN 0932-9315.]], Online auf biologie-seite.de, Zugriff am 26.09.2020
  
-[2] https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/pilze_nematoden/bfw_erlen_phytophtora_import/index_DE+[2] [[https://bfw.ac.at/400/pdf/fsaktuell_57_58_12.pdf|Phytophthora alni, Erreger der Wurzelhalsfäule der Erle – eine invasive Art?]], Online auf bfw.ac.at, Zugriff am 24.03.2021
  
-Weblinks +[3] [[https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/pilze_nematoden/fva_erlenerkrankungen/index_DE|Wurzelhalsfäule der Erle durch Phytophthora alni]], Online auf waldwissen.net, Zugriff am 26.09.2020
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-http://www.uni-essen.de/wasserbau/docs/20.Sem-Paulus-Kurz17-2-05.pdf +
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-Bilder der Infektion aus Süddeutschland +
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-Wurzelhalsfäule der Erle durch Phytophthora alni auf waldwissen.net+