Schalenwild

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Schutz vor Verbissschäden

Verbisschäden werden von fast allen Schalenwildarten verursacht. Dazu gehören vor allem Rehwild, Damwild und Rotwild. Gefährdet sind Kulturen und Jungbestände, deren Terminaltriebe (der höchste Trieb) noch nicht aus der Reichweite des Äsers (des Mauls) der Wildtiere entwachsen sind. Insbesondere in den Wintermonaten (äsungsarme Zeit) knabbert das Wild gerne die Knospen der Pflanzen ab. Während der Vegetationsperiode werden auch gerne die Blätter der Pflanzen verzehrt.

Werden die oberen Knospen der Pflanze verbissen, wird ein weiteres Höhenwachstum in der kommenden Vegetationsperiode verhindert. Gebiete mit zu hohem Wildbestand kann man z.B. daran erkennen, dass man sogenannte Bonsaibuchen findet. Dieses sind Buchen, die z.T älter als 10 Jahr sind, eine Wuchhöhe von unter 50 cm haben und in der Form einem japanischen Bonsai ähneln.

Bei stärkerem Verbiss kann die Pflanze auch so stark geschädigt werden, dass sie abstirbt. Werden nur Seitentriebe geschädigt, so führt dieses meist zu einem Rückgang des Wachstums und zu einer allgemeinen Schwächung der Pflanze, da ihr Blattmasse zur Durchführung der Photosysthese fehlt.

Verbissschäden gehören bis zu einem gewissen Maße zum Ökosystem Wald dazu. Nimmt die Wildpopulation überhand, nehmen auch die Verbissschäden unverhältnismäßig stark zu. Ziel sollte ein Wildbestand sein, der die nätürliche Verjüngung der vorkommenden Hauptbaumarten ohne technische Maßnahmen zulässt.

Sollen neue Baumarten in die Bestände eingebracht werden, so sollten diese auch bei angemessenen Wildbeständen zusätzlich geschützt werden, da das Wild dazu neigt, genau die Pflanzen zu verbeissen, die in seinem Revier nur selten vorkommen.

Waldbesitzer sollten sich rechtzeitig mit den zuständigen Jägern in Verbindung setzen und auf eine angemessene Wilddichte oder Bejagungsschwerpunkte drängen. Führt dieses zu keinem befriedigenden Ergebnis, kann der Waldbesitzer durch technische Maßnahmen seine Bäume vor Verbissschäden schützen.

  • Der Knotengeflechtzaun ist der Standardschutz gegen Wildverbiss. Er ist sehr haltbar und kann bei sorgfältigem Abbau und, wenn er nicht allzu stark eingewachsen ist, wieder verwendet werden. Nachteil ist, dass er auch wieder abgebaut werden muss. Die einzuzäunende Fläche sollte eine gewisse Mindestgröße z.B. von 2.500 m2 haben, sonst ist Einzelschutz oder der Kauf von größeren Pflanzen möglicherweise die bessere Alternative.

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Zaunbau ist immer noch der Standard beim Verbissschutz (Foto Bölsing)

  • Hordengatter sind aus Holz hergestellte Zaunelemente, die einmal aufgestellt werden und dann im Wald verotten können. Allerdings ist ihr Anschaffungspreis mit 12 € / lfm fast doppelt so hoch wie der von Drahtzäunen.

Beide Varianten erfordern eine regelmäßige Kontrolle des Zauns und der umzäunten Fläche insbesondere nach Stürmen. Ist Wild in die Fläche eingedrungen, ist es möglichst schnell lebend oder tot zu entfernen. Beschädigte Zäune sind zügig instand zu setzen.

[1] Hatesohl, Lennart 2019: Das hilft gegen wilde Leckermäuler, Land & Forst 3/2019, S. 48 f.