Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich zunehmend auch Forst- und Holzschädlinge aus wärmeren Regionen Europas nach dem Einschleppen über den Verpackungsholz-Handel in unseren Breitengraden wohl fühlen und ansiedeln. Die Schmetterlingsart ist in mediterranen Gebieten beheimatet und dort als Schädling der Kiefern bekannt. Trat der Kiefernprozessionsspinner in der Vergangenheit gelegentlich in Mitteleuropa auf, sorgten die für ihn ungünstigen Wetterverhältnisse im Winter (mit niedrigen Temperaturen) dafür, dass er kaum Schäden anrichtete und sich nicht ernsthaft ausbreitete. Es sind Perioden mit Tagestemperaturen von mehr als 9°C sowie Nachttemperaturen mit über 0°C erforderlich, damit die Larven während der Winterperiode fressen und die Raupen in ihren zum Kälteschutz errichteten Nestern überwintern können, bevor sie im Frühjahr „prozessionsartig“ von den Bäumen wandern, um sich in der Erde zu verpuppen. Eine Ausbreitung lässt sich somit primär auf den Klimawandel und den damit einhergehenden Temperaturanstieg im Winter zurückführen.[1]
Die Weibchen des Kiefernprozessionsspinners legt seine Eier um einzelne Nadeln oder ein Nadelpaar und bedeckt die ca. 1,5-4 cm langen und 3-4 mm breiten Gelege anschließend mit Schuppen. Nach der Überwinterung der Eier schlüpfen die Larven je nach Witterung zwischen Mitte April und Anfang Mai. Sie fressen an den Kiefernnadeln, leben und ruhen (tagsüber) gesellig in ihrem Seidennest am Ende eines Zweiges. In der Dämmerung brechen sie auf und verweilen bis zum Morgengrauen an ihren Frassplätzen. Ein Wechsel der Larven auf einen anderen Baum, ist ab dem 3. Entwicklungsstadium möglich. Falls dies geschieht bilden die Larven zumeist einreihige, bis zu 10-reihige und 8 m lange Prozessionen. Sobald die Larven im Juli / August ausgewachsen sind, ziehen sie in Prozessionen den Baum zur Verpuppung im Boden hinab. Maximal 100 Larven legen etwa 2 cm lange Kokons an und verpuppen sich gemeinsam an einem Ort in ca. 8–20 cm Tiefe.[2]
Die Puppenruhe kann wenige Monate bis vier Jahre dauern. Danach schlüpfen die Falter, fliegen im Sommer (von Mitte Juli bis August) nachts, um sich im Sommer zu paaren und anschließend ihre Eier jeweils an der Basis der Kiefernnadeln abzulegen. Die Raupen schlüpfen ca. nach einen Monat, dann erfolgt 2 x eine Häutung und die Anlage des Winternestes.[1]
Im Falle von Massenvermehrungen oder in Kombination mit anderen Schädlingen der Kiefer kann es zu signifikantem (Kahl-)Fraß an den Kieferntrieben kommen.[3]
Wie andere Prozessionsspinnern z. B. dem Eichenprozessionsspinner sind die Gifthärchen (so genannte „Brennhaare“) der Raupen äußerst unangenehm für Menschen. Dafür ist keine Berührung der Raupen erforderlich, es können auch durch die Luft fliegende Brennhaare auf menschliche Haut oder Schleimhäute treffen und dann ihr Eiweißgift absondern. Dieser Kontakt kann zu allergischen Reaktionen führen - von einem juckenden, roten, brennenden und mit Quaddeln verbundener Hautausschlag (= Raupendermatitis), über Bindehautentzündungen, Übelkeit, Schwindel, Asthmaanfällen und Atemnot bis hin zu allergisch bedingten Schocksymptomatiken. Bei starken Symptomen ist somit unbedingt ein Arzt aufgesucht werden! [2]
Gleiches gilt für Tiere wie z. B. Hunde, bei denen es im Kontaktfall zu ähnlichen Symptomen wie bei Menschen kommen kann und mit denen daher bei starken Beschwerden ebenfalls ein Besuch beim (Tier-)Arzt erforderlich ist.[2]
Erste Sofortmaßnahmen:
[1] BFW Dossier "Klimaerwärmung: Neue Schadinsekten fühlen sich in unseren Wäldern wohl", Online auf waldwissen.net, Zugriff am 05.04.2021
[2] E-Merkblatt "Kiefernprozessionsspinner" des Gesundheitsamts Potsdam-Mittelmark, Online auf derbarfusspark.de, Zugriff am 05.04.2021
[3] Julius-Kühn-Institut, Braunschweig "Die Prozessionsspinner Mitteleuropas - Ein Überblick" (Seite 5 "Kiefernprozessionsspinner"), Online auf julius-kuehn.de, Zugriff am 05.04.2021