Werden Nadeln an Kiefernarten frühzeitig und in großen Mengen abgeworfen, so spricht man im Allgemeinen von Kiefernschütte oder Schütteerscheinungen. Dabei wird die durch den Pilz Lophodermium seditiosum verursachte Schütte als eigentliche Kiefernschütte bezeichnet. Sie tritt hauptsächlich in eng stehenden Jungbeständen auf, egal ob sie aus Naturverjüngung, Saat oder Pflanzung hervorgegangen sind, und kann dort zu erheblichen Verlusten führen. Spätestens ab dem Alter von 10 Jahren sind die Jungbestände nicht mehr gefährdet [2].
Bei der Schadensanalyse ist zu beachten, dass Kiefern die älteren Nadeljahrgänge auch natürlicherweise nach drei bis vier Jahren abwerfen. Dieses natürliche Verhalten kann in trockenen Jahren oder durch Luftschadstoffe auch verstärkt auftreten und dann auch jüngere Nadeljahrgänge betreffen, so dass eine Verwechselungsgefahr besteht oder beide Phänomene sich auch überlappen können.
Bekämpfungsmaßnahmen mit Fungiziden bei Auftreten der Erkrankung im Wald werden im Allgemeinen nicht durchgeführt. Bestände, die regelmäßig durchforstet werden und in denen die Einzelbäume eine hohe Vitalität aufweisen, sind weniger anfällig. Zusätzlich sind Kiefernbestände auf feuchten Standorten zu vermeiden, da auch hohe Feuchtigkeit die Verbeitung der Erkrankung fördert. Hier ist die Kiefer meist sowieso nicht standortgerecht. Insofern ist die normale Waldpflege unter Beachtung der standörtlichen Bedingungen die beste Waldschutzmaßnahme gegen Kiefernschütte. [1, 2]
Es gibt noch weitere pilzliche Schädlinge, die ebenfalls zu Schütteerscheinungen führen. Eine klare Abgrenzung, welcher Pilz genau für die Nadelverluste verantwortlich zeichnet, ist auf den ersten Blick nicht immer machbar und muss daher ggf. im Labor erfolgen. So kommen weiterhin das helle Kiefernnadel-Polsterbecherchen (Cyclaneusma minus) als Verursacher der Naemacyclus-Nadelschütte, Lophodermium pinastri und Truncatella conorum-piceae an Kiefer vor, oft auch in Kombination miteinander. [1]
Mit zunehmendem Klimawandel ist davon auszugehen, dass Bäume stärker als bisher durch Wetterextremereignisse geschädigt werden. Damit wird es den genannten Schädlingen leichter fallen, Bäume zu schädigen. Auch kann sich der Schwerpunkt des Auftretens innerhalb der Schädlingsarten in bezug auf ihre Anzahl und und die Intensitität der Schädigung verschieben oder es können weitere hinzukommen.
[1] Wenning, A.; Dahms, C. 2021: Schütteerscheinungen an Kiefer; AFZ/Der Wald Nr. 8/2021 S. 42f.
[2] Heydeck, P.; Dahms, C. 2012: Zur Bedeutung pilzlicher Organismen als Risikofaktoren bei der Realisierung des Waldumbauprogramms im Bundesland Brandeburg, Beitr. Forstwirtsch. u. Landsch.ökol. 35: 77-82.
[3] Butin, H.; Kowalsli, T.; 1989: Schüttepilze der Kiefern