Aufarbeitung von Sturmflächen
Die richtige Reihenfolge spielt bei der Aufarbeitung von Sturmflächen eine große Rolle, insbesondere um eine weitere Ausbreitung von Schädlingen zu verhindern.
Nach einem Sturm oder Schneebruch kann Nadelholz oft stark geschädigt sein. Diese Schäden bilden eine ideale Basis für rindenbrütende Borkenkäfer, da sie sich dort während des Frühjahres und Sommers schnell vermehren können. Sobald der Brutraum geworfener oder gebrochener Bäume aufgebraucht ist, werden sofort die nächsten noch stehenden, bisher unbeschädigten Bäume im Restbestand befallen. Dies wird durch trocken-warmes Wetter verstärkt, da dieses gute Entwicklungsbedingungen für die Käfer bietet und die Abwehrfähigkeit der Bäume schwächt. Dies gilt vor allem für Fichten, aber auch für Tannen.
Eine gute Strategie zur Aufarbeitung der Sturmflächen stützt sich auf folgende
Reihenfolge:
• Flächen mit vielen Fichten zuerst,
• Fichte und Tanne vor anderen Nadelbaumarten aufarbeiten,
• Sturmflächen geringer Größe bis 2 ha vor großen Sturmflächen aufarbeiten,
• Sturmflächen mit hohem Bruchanteil vor überwiegend geworfenen Sturmflächen aufarbeiten,
• Einzelwürfe oder -brüche bei konzentriertem Anfall von 40 Efm/ha vor großen Sturmflächen aufarbeiten,
• Sturmflächen mit stärkeren Dimensionen von mehr als 20 cm BHD vor Sturmflächen mit schwächeren Fichten aufarbeiten,
• Hanglagen aufarbeiten, insbesondere Sommerhänge vor Plateaulagen [1].
Anders als man vielleicht erwarten würde, wird auf kleinen Sturmflächen das wenige Brutmaterial schneller aufgebracht, weshalb die Käfer dort früher zu einem Stehendbefall übergehen und damit auch zur Gefahr für den übrigen Wald werden. Ziel ist es, die Zahl möglicher Ausgangspunkte für Borkenkäferbefall zu minimieren, um eine Ausbreitung in die Fläche zu verhindern.
Fehleinschätzung der ökonomischen Konsequenzen
Auch wenn die Mengenleistung in den großen Flächen meist höher ist und damit auch mehr Verdienstmöglichkeiten für die Forstunternehmen bestehen, ist es wirtschaftlich aufgrund von Folgeschäden meist nicht sinnvoll zuerst diese Flächen aufzuarbeiten. Es muss bei Kalkulationen immer beachtet werden, dass aus einer mit Käfern voll besetzten Fichte durchschnittlich so viele Käfer ausfliegen, dass etwa 20 weitere Bäume befallen werden, um die Entwicklung der nächsten Käfer-Generation sicherzustellen. Mit diesem neuen Befall werden zusätzlich Bäume entwertet. Wäre die Preisdifferenz zwischen der Vorsturmperiode und der Nachsturmzeit z. B. 10,- €/m3. müssten am bereits geschädigten Holz 200,- €/m3 eingespart oder mehr erlöst werden, um die Kosten dieses neuen Schadens auszugleichen. Mit anderen Worten, Vermeidung von Folgebefall lohnt sich mehr als alles andere.
Quellen:
[1] Ministerium für ländlichen Raum Baden-Württemberg 2004: Orkan „Lothar“ – Bewältigung der Sturmschäden in den Wäldern Baden-Württembergs. Selbstverlag der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg
[2] Hartebrodt, C. 2020: Regel und Realität: Reihenfolge der Aufarbeitung von Sturmflächen. AFZ der Wald, Ausgabe 05.2020; S. 48 ff.