Rund ums Wild

Der Fall der Mauer als innerdeutsche Teilung, die Öffnung der Grenzen der europäischen Mitgliedsstaaten im Nachgang des Schengen-Abkommens, sowie zahlreiche Maßnahmen von Naturschutzbehörden und -organisationen, haben dazu geführt, dass der Wolf den Weg zurück nach Deutschland gefunden hat. Dabei muss erwähnt werden, dass dies durch die natürliche Wanderbewegung des Wolfes auf der Suche nach freien Territorien geschah und nicht wie beim Luchs durch Ansiedlungsprojekte erreicht wurde. Neben dem Jäger und dem Lux ist nun ein weiterer Prädator in deutschen Wäldern unterwegs. Die ersten Anzeichen der Wiederbesiedlung ließen nicht lange auf sich warten, bereits 1996 wurden die ersten bestätigten Wolfsvorkommen gemeldet und 4 Jahre später im Jahr 2000 konnte der erste Nachwuchs in freier Wildbahn registriert werden. Derzeit wird das Vorkommen auf etwa 105 Wolfsrudel und weitere Einzelgänger geschätzt. [1] Die Vergrößerung der Population auf Bundesebene nimmt demnach langsam aber sicher an Geschwindigkeit zu. So wurde 2016 noch von 40 Rudeln ausgegangen und nicht ganz zwei Jahre später von 60 Rudeln und 13 Paaren. [2, 3] Somit decken sich die Aussagen von BUND und NABU und sind als belastbar einzustufen. Aufgrund dieser Dynamik ist derzeit keine Stagnation der Populationsentwicklung zu erwarten. Aufgrund von zahlreichen Querungshilfen beim Straßenbau ist trotz eines weiterhin ansteigendem Verkehrsaufkommen und der damit vermutlich einhergehenden Steigerung der Verkehrsunfälle mit Wolfsbeteiligung und damit auch der absoluten Zahl der dadurch getöteten Wölfe, von einer stetig fortschreitenden Vergrößerung der Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe auszugehen. Diese Prognose beinhaltet zahlreiche Herausforderungen und auch Chancen für Waldbesitzer und Landwirte.

So nah sich diese Berufszweige grundsätzlich auch sind, gilt es hier zu differenzieren. Die Tatsache, dass die Meldungen über getötete Hunde bei der Jagd durch Wolfsangriffe den Weg in die Öffentlichkeit im Prinzip nicht finden, lässt die Annahme zu, dass für den Waldbesitzer die Vorteile überwiegen. Derzeit sind diese jedoch noch nicht belegt. Die positive Wirkung der Wölfe auf die Wilddichten ist momentan daher noch als Hoffnung zu verstehen. Die Jagdstrecke des als Hauptnahrungsmittel eingestuften Rehwildes ist zwischen den Jagdjahren 2015/16 und 2016/17 sogar noch von 1.188.066 Stück auf 1.214.458 Stück angestiegen. Das umfasst einen Anstieg um 26.392 (2,22%).[4] In Sachsen-Anhalt ist die Strecke für den gleichen Betrachtungszeitraum annähernd gleichgeblieben (von 50.543 auf 50.617). Diese Zahlen könnten durch eine gesteigerte Bewegungsaktivität des Wildes zustande gekommen sein, dies lässt sich jedoch nicht belegen. Demnach bleibt die Vermutung, dass die Wildbestände trotz steigender Anzahl an Wolfsrudeln, zumindest nicht kurzfristig, drastisch zurückgehen werden. Dennoch ist der Wolf ein gern gesehener Unterstützer der Populationsregulierung. Im Verhältnis zum langfristig beobachteten Anstieg, scheint es so als ob zumindest teilweise eine gewisse Stagnation erfolgt ist und somit als erfreulich bewertet werden kann. Aus der Sicht der Landwirte fällt eine solche Bewertung schon deutlich schwerer. Der Wildart, die auf landwirtschaftlichen Flächen den größten finanziellen Schaden anrichtet, wird nachgesagt vom Wolf etwas vernachlässigt zu werden. Bezogen auf Sachsen-Anhalt sind die Abschusszahlen im beschriebenen Betrachtungszeitraum deutlich angestiegen (33.862 auf 39.298). Hinzukommt, dass die deutlichsten Anstiege in den Bundesländern mit den höchsten Wolfspopulationen erreicht wurden. Somit kann dort kein positiver Einfluss durch den Wolf belegt werden. Der Hauptgrund für die oftmals ablehnende Haltung von Landwirten dem Wolf gegenüber ergibt sich aus den Schäden, die Viehalter mit dem Prinzip der Offenlandhaltung zu beklagen haben. Die eingezäunten Tiere (Schafe, Kühe) sind, sobald der Wolf eingedrungen ist eine leichte Beute, die nun nicht mehr fliehen kann. Auf Bundesebene gibt es zwar Regelungen, wie finanziell entschädigt wird, wenn Tiere gerissen werden, aber welches Leid diese Tiere erfahren wird häufig verschwiegen. Zudem werden verschiedenste Abwehrmethoden vorgeschlagen (Wolfshunde; stromführende Zäune die 1,05m eingegraben werden sollen etc…), über die Finanzierung, die Machbarkeit und die Kosten findet man in solchen Papieren eigentlich gar nichts. [5] Da die Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland politisch gewollt ist, wird sich in diesen Bereichen zukünftig vermutlich noch einiges bewegen. Die Politik sieht sich diesbezüglich einem wachsenden Druck gegenüber, Lösungen zu präsentieren und wäre gut beraten bei diesem Thema nicht auf Zeit zu spielen, damit möglichst schnell und einvernehmlich ein Konsens über den wiedergekommenen Wolf erreicht wird.

In Niedersachsen ist am 20 November eine neue Wolfsverordnung in Kraft getreten. Diese beinhaltet u. a. die Möglichkeit, auf Antrag, auffällige Wölfe zu töten. Nachzulesen ist diese in folgendem Dokument:

Niedersächsische Wolfsverordnung (NWolfVO) Vom 20. November 2020

[1] BUND, Online auf bund.net, Zugriff am 16. August 2018.

[2] LUPUS und Umweltämter, NABU - Wolf - Canis lupus - Mitteleuropäische Tieflandpopulation - Vorkommen in Deutschland, 2016.

[3] NABU, Online auf nabu.de, Zugriff am 16. August 2018.

[4] DJV, Online auf jagdverband.de, Zugriff am 16. August 2018.

[5] LUPUS und Umweltämter, NABU - Wolf - Canis lupus - Mitteleuropäische Tieflandpopulation - Vorkommen in Deutschland, 2016.

[6] Nds. GVBl. Nr. 41/2020, ausgegeben am 26. 11. 2020 - Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Hannover, den 20. November 2020