Ahorn-Rußrindenkrankheit (Cryptostroma corticale)
Cryptostroma corticale, die einzige Art der Schlauchpilzgattung Cryptostroma kann die Rußrindenkrankheit Ahornbäumen verursachen. Der Erreger dieser Krankheit stammt ursprünglich aus Nordamerika. Das Vorkommen des Schadpathogens als eingebrachte neue Komplexkrankheit ist seit 2005 in Baden-Württemberg nachgewiesen. Später wurde der auch in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Berlin und Hessen nachgewiesen. Der Schlauchpilz befällt dabei alle Ahorn-Arten, aber insbesondere treten die Schädigungen bei Bergahorn auf [1,2].
Klimawandeltypische Veränderungen, wie lange, trockene Sommer in Verbindung mit großer Hitze begünstigen die Entwicklung der Krankheit. Infolge der Trockenheit im Sommer 2015, im Frühjahr 2016 und in den Sommern 2018 und 2019 wurde der Pilz so verstärkt in Südwestdeutschland nachgewiesen. Weitere Dürreperioden in den kommenden Jahren könnten so zu einem verstärkten Auftreten der Krankheit führen [1].
Der Pilz ist ein ausgesprochenes Sekundärpathogen, d.h. er benötigt vorgeschädigte oder geschwächte Individuen für eine schadensverursachende Besiedlung. Die Erkrankung tritt vermehrt an Standorten auf, an denen die Baumart einem erhöhten Trockenstress ausgesetzt ist oder bereits andere Schadpathogene wie z.B. Hallimasch für eine Anfälligkeit gegenüber Schäden gesorgt haben [1].
Merkmale & Symptome
Eine typische Folge von außergewöhnlich langen und trockenen Sommern, durch die Ahornbäume so geschwächt werden, dass der Pilz, der als Endophyt im Holz des Stammes symptomlos lebt, sich im Holzkörper ausbreiten und schließlich die Rinde zerstören kann. Ältere Bäume mit guter Wasserversorgung sind weniger anfällig für Infektionen.
Im Verlauf der Krankheitsentwicklung werden unter der Rinde großflächige Sporenlager angelegt, in denen sehr große Sporenmengen gebildet werden. Erkrankte Bäume sind durch Welke, Blattverlust, Absterbeerscheinungen der Krone und Kambiumnekrosen, länglich aufgerissene Rinden und Schleimfluss am Stamm erkennbar. Neben der Erkrankung der Rinde stellen vom Pilz verursachte Holzfäulen im Verlauf der Krankheitsentwicklung an betroffenen Bäumen einen entscheidenden Faktor für die Entwertung und das Absterben dar [2].
Abbildung 1: Befall durch die Ahorn-Rußrindenkrankheit - Sporenlager unter der Rinde (Quelle: [3] Grüner, Jörg FVA)
Gesundheitliche Risiken
Es können sich im Zusammenhang mit der Ahorn-Rußrindenkrankheit auch gesundheitliche Probleme für Menschen ergeben. Diese stellen sich allerdings nur bei langanhaltendem intensivem Kontakt mit den Pilzsporen durch Einatmen ein. Symptome wie Fieber und Reizhusten resultieren aus einer Entzündung der Lungenbläschen. Bei den wenigen bislang klinisch dokumentierten Patienten handelte es sich um Beschäftigte, die über mehrere Jahre mit dem Häckseln, Entrinden oder Sägen von Ahornstämmen beschäftigt waren. Insbesondere beim Aufarbeiten von Brennholz ist also besondere Vorsicht geboten [1].
Maßnahmen
Um eine Ausbreitung des Pilzes einzudämmen bzw. zu verhindern sind waldbauliche Maßnahmen empfehlenswert. Bei der der Z-Baum Auswahl sollte die Kronenentwicklung zur Förderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Stresseinflüssen kontrolliert werden.
In Abhängigkeit von Alter und Endhöhe sollten bei Maßnahmen – z. B. bei reifen, gut bekronten Exemplaren maßvolle kronenerhaltende Eingriffe im Sinne der Unterstützung der Widerstandsfähigkeit berücksichtigt werden. Da eine Besiedlung der Wirtsbäume über Wunden, Verletzungen und absterbende Bereiche an der Rinde stattfindet, sind forstliche Maßnahmen hier besonders pfleglich und mit Vorsicht durchzuführen [2].
Quellen
[1] Grüner, J. (2019): Die Ahorn-Rußrindenkrankheit in Südwestdeutschland: Invasiv, gebietsfremd und allergen (Präsentation: Stand 19.04.2019)
[2] Julius Kühn-institut (Jki), Bundesforschungsinstitut Für Kulturpflanzen (2018): Express-PRA zu Cryptostroma corticale.
[3] Quadt, Verena (2020); Walschutz und forstliche Schadorganismen; Originalartikel auf Basis der Projektergebnisse von KoNeKKTiW (Kompetenz-Netzwerk Klimawandel, Krisenmanagement und Transformation in Waldökosystemen)