Insekten

Asiatischer Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripenni)

Der asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) [1] zählt zur Familie der Bockkäfer (Cerambycidae) [2] und gehört zur Gattung Anoplophora. Er ist eine in Ostasien (China, Korea, Taiwan) heimische Bockkäferart. In Europa gilt der ALB aufgrund seines Schadpotentials als invasive Art. 2001 wurde der ALB erstmals auf europäischem Festland nachgewiesen. Eingeschleppt wird der Käfer primär in nicht behandeltem Verpackungsholz und Holzpaletten aus China. Meist sind die Verpackungshölzer als hitzebehandelt gekennzeichnet, wurden es aber tatsächlich nicht. Eine Hitzebehandlung würde die Entwicklung des ALB in den Hölzern sofort stoppen. [3] Der Käfer befällt ausschließlich lebende Laubgehölze und hat ein breites Spektrum an Wirtspflanzen. Dabei zählen Ahorn (Acer), Birke (Betula), Weide (Salix), Rosskastanie (Aesculus), Hainbuche (Carpinus), Pappel (Populus) und Ulme (Ulmus) zu seinen bevorzugten Wirtspflanzen. Der ALB gilt weltweit als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge. Die Wahrscheinlichkeit für ein Absterben von befallenen Bäumen wird als hoch eingestuft.

Der asiatische Laubholzblockkäfer

Die Käfer erreichen eine Körperlänge von 20 bis 37mm und sind damit sehr groß. Die Männchen der Art sind etwas kleiner als die Weibchen. Allerdings kann die Länge der Fühler bei den Männchen mehr als das Doppelte der eigenen Körperlänge betragen, wohingegen die Fühler bei den Weibchen etwa deren Körperlänge entsprechen. Die Fühler sind abwechselnd schwarz und hellblau-grau geringelt. Die Flügeldecken sind lackglänzend schwarz und haben unregelmäßige weiße bis gelbliche Flecken. Beim ALB unterliegt die Anzahl und Farbe der Flecken allerdings beträchtlichen Schwankungen. Der Halsschild trägt zwei spitze, seitliche Dornen.

Die Larven des ALBs sind cremeweiß, haben keine Beine, werden etwa 5cm lang und sind durch ein zinnenförmiges Band auf dem Nackenschild gekennzeichnet. [4]

Larve des ALB

Die Eiablage erfolgt im Stamm- oder Kronenbereich des Wirtsbaumes. Dazu nagt das ALB-Weibchen einen Trichter oder Schlitz in die Rinde und legt jeweils ein Ei zwischen Bast und Splintholz. Ein bis zwei Wochen nach Eiablage schlüpft die Larve und beginnt im Bast zu fressen. Die jungen Larven benötigen anfangs Rinde von lebenden Bäumen. In einem späteren Larvenstadium dringt die Larve in das Holz ein und beginnt dort einen ovalen Gang von 10 bis 30cm Länge stammaufwärts zu nagen. Dabei werden zu Beginn feine und später gröbere Bohrspäne ausgestoßen. Diese sammeln sich am Stamm, Stammfuß oder in den Astgabeln an. Am Ende des Ganges verpuppt sich die Larve auf dem von Ihr produzierten Pfropf aus Bohrspänen in der Nähe der Rindenoberfläche. Nach dem Ende des Puppenstadiums verbleibt der Käfer noch ein bis zwei Wochen in der Puppenwiege. Anschließend nagt sich der adulte Käfer durch ein kreisrundes Loch von etwa 10 bis 15mm Durchmesser aus dem Stamm oder Ast. Das Ausbohrloch befindet sich dabei in der Regel oberhalb der Eiablagestelle.

Die Flugzeit erstreckt sich über die gesamte Vegetationsperiode von April bis Oktober, wobei die Hauptflugzeit von Juni bis August stattfindet. Nach dem Schlüpfen führen die Käfer einen Reifungsfraß durch, wobei sie vor allem die noch unverholzte Rinde von jungen Trieben in der Baumkrone fressen. Wenn der Baum noch ausreichend vital ist bleiben die Käfer oftmals für die Eiablage auf ihrem Brutbaum. Sie sind sehr träge, fliegen nur wenig und wenn Sie fliegen dann nur an sonnigen und warmen Tagen.

Die Generationszeit ist stark abhängig vom Klima. In China, dem Ursprungsland des ALBs, dauert eine Generationszeit 1 bis 2 Jahre. In Taiwan beträgt die Dauer einer Generationszeit nur etwa 1 Jahr und in Europa 2 bis 3 Jahre. Die adulten Käfer leben nur etwa 1 bis 2 Monate. [5]

Das ursprüngliche Ausbreitungsgebiet des Käfers erstreckt sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung Chinas. Damit kommt der ALB auch in Gebieten vor, in denen die Wintertemperaturen unter den in Europa üblichen Wintertemperaturen liegen. Die Larven des ALBs überleben auch Temperaturen von -15°C.

Der ALB beschränkt sich ausschließlich auf lebende Laubholzbäume. Handelt es sich um Nadelholz, so ist ein Befall direkt auszuschließen. Die ALB-Weibchen fressen Schlitze oder trichterförmige Strukturen von 1-2cm Durchmesser in die Rinde. Eventuell ist Saftfluss an der verwundeten Rinde erkennbar. Am Eintrittsloch der Larve kommt es zum Ausstoß von anfangs feinen und später gröberen Bohrspänen, welche sich am Stamm, Stammfuß oder Astgabeln ansammeln. Beim Austritt des adulten Käfers aus dem Baum erzeugt dieser kreisrunde und scharfkantige Ausfluglöcher mit einem Durchmesser von etwa 10 bis 15mm. Ein weiteres Merkmal sind Fraßspuren an der Rinde von jungen Trieben oder gelegentlich auch an Blattstielen oder Blättern. [6]

Der ALB befällt im Gegensatz zu den meisten einheimischen Bockkäfern auch gesunde Bäume. Seine Larven fressen einen schmalen ovalen Gang von 10-30cm Länge in das Holz. Dabei werden die Leitgefäße des Rindenbastes und Splintholzes beschädigt, wodurch der Saftstrom unterbrochen wird. Wird der Saftstrom vollständig unterbrochen, so stirbt der Baum ab. Dies ist vor allem für jüngere Bäume mit kleinen Stammdurchmessern fatal, kann aber bei starkem Befall über einen längeren Zeitraum auch alte und große Bäume zum Absterben bringen. Zusätzlich kommt es bei Fraßstellen an der Rinde befallener Bäume oftmals zu Saftfluss, diese Fraßstellen sind häufig Eintrittspforten für Pilzbefall.

Der ALB wird als besonders gefährlicher Schadorganismus eingestuft und ist ein Quarantäne-Schädling. Diese unterstehen der amtlichen Überwachung und Bekämpfung. Funde und der Verdacht auf ALB-Befall sind Meldepflichtig. Alle Sichtungen bzgl. des ALB werden der European and Mediterranean Plant Protection Organization (EPPO) gemeldet. [3] Es gilt die Ausbreitung des ALBs unter allen Umständen zu verhindern. Befallene und befallsverdächtige Bäume müssen gefällt, gehäckselt und im Anschluss verbrannt werden. Um den Befallsort herum wird eine Quarantänezone mit einem Durchmesser von 2km eingerichtet. Alle Bäume im Umkreis von 100m um einen befallenen Baum müssen vorsorglich ebenfalls vernichtet werden. Des Weiteren besteht ein Verbringungsverbot von Holz oder Baumschnitt aus der Quarantänezone. Zum Aufspüren von Käfern oder deren Larven können Spürhunde und/oder Baumsteiger eingesetzt werden. Auch nachdem alle verdächtigten Bäume vernichtet wurden ist ein mehrjähriges Monitoring notwendig. Dieses dient dazu sicherzustellen, dass der Befall tatsächlich getilgt ist. Von Befallstilgung spricht man, wenn mindestens 2 Generationen hintereinander keine Tiere oder Symptome mehr festgestellt wurden. [3], [7]

Im Jahr 2004 wurde der erste Freilandbefall für Deutschland gemeldet. Bayern: 2004 Meldung aus Neukirch am Inn. Dieser Befall gilt seit 2015 als getilgt. 2012, 2014/2015 zwei Meldungen aus dem Großraum München. 2016 Funde im Hafengebiet von Kelheim. Nordrhein-Westfalen: 2005 Dornheim, 2009 Alfter Baden-Württemberg: 2012 Funde im Hafen von Weil am Rhein. 2015 Meldung aus Grenzach-Wyhlen sowie 2016 zwei Meldungen aus dem Landkreis Böblingen. Sachsen-Anhalt: 2014 Befallsmeldung aus Magdeburg. [3]

[1] Asiatischer Laubholzbockkäfer, Online auf wsl.ch, Zugriff am 28.09.2020

[2] Bockkäfer, Online auf spektrum.de, Zugriff am 28.09.2020

[3] Der Asiatische Laubholzbockkäfer in Europa, Online auf waldwissen.net, Zugriff am 28.09.2020

[4] Invasive Laubholz-Bockkäfer aus Asien, Online auf wsl.ch, Zugriff am 28.09.2020

[5] EPPO data sheets on quarantine pests: Anoplophora glabripennis, Online auf eppo.int, Zugriff am 28.09.2020

[6] Asiatischer Laubholzbockkäfer: Befall, Bekämpfung, Nachpflanzung, Online auf lfl.bayern.de, Zugriff am 28.09.2020

[7] Der Asiatische Laubholzbockkäfer in Baden-Württemberg , Online auf rp.baden-wuerttemberg.de, Zugriff am 28.09.2020