Insekten

Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)

Der Kupferstecher zählt unter den Borkenkäfern zu den Rindenbrütern. Er ist neben dem Buchdrucker der wohl bekannteste primär fichtenbefallende Forstschädling. Im Gegensatz zum Buchdrucker bevorzugt der Kupferstecher junge Fichten (Unter 50 Jahre) oder Stammabschnitte mit dünner Borke. So können Kronenteile und auch dünne Äste von ihm besiedelt werden (Über 50 Jahre). Selten werden auch Kiefer, Douglasie oder Lärche befallen. Der Kupferstecher reagiert auf Rindeninhaltsstoffe geschwächter Bäume und fliegt diese gezielt an. Durch eine Vorschädigung durch Trockenheit, Sturm o. ä. kann es zu schweren Stehendbefall kommen. Durch Massenvermehrung kann der Kupferstecher bestandesbedrohende Schäden anrichten.

Der Kupferstecher Der Kupferstecher ist 1,6 bis 3 mm groß und damit deutlich kleiner als sein Verwandter der Buchdrucker. Er ist schwarz gefärbt mit kupferfarbenen Flügeln. Die Jungkäfer sind hellbraun gefärbt und werden mit zunehmender Entwicklung während des Reifungsfraßes dunkler.

Brutbild des Kupferstechers Das Brutbild zeichnet sich durch eine zentrale Rammelkammer mit sternförmig abgehenden Muttergängen (Zwischen 3 und 6) aus. In den Muttergängen werden Ei-Nischen angelegt von welchen die Larven ihren Fraß dann rechtwinklig zum Muttergang beginnen. Das Brutbild wird meist direkt unter der Rinde angelegt. Handelt es sich um sehr dünne Rinde wird die Rammelkammer auch in das Splintholz eingegraben.

Die Schwärmzeit beginnt im April bzw. Mai. Eine zweite Schwärmphase folgt von Juni bis August. Um den Flug zu beginnen müssen dauerhaft mindestens 16 Grad Tagestemperatur erreicht sein.

Vom Ei zum Käfer vergehen je nach Temperatur und Witterung 6 bis 10 Wochen. Nach Ablage der Eier schlüpfen die Larven nach 1 bis 2 Wochen. In einer Fraßzeit von etwa 5 Wochen werden 3 Larvenstadien durchlaufen. Die Verpuppungsphase dauert etwa 2 Wochen, dann schlüpfen die Jungkäfer. Ein bis zwei Generationen pro Saison sind die Regel. Bei besonders guten und warmen Verhältnissen kann auch noch eine dritte Generation hervorgebracht werden. Ein Weibchen kann bis zu 2 Geschwisterbruten anlegen. So kann es sein, dass ein Weibchen beginnend mit 100 Eiern in der Saison bis zu 100 000 Nachkommen hat.

Die Überwinterung kann in allen Entwicklungsstadien stattfinden. Meist wir im Brutbild überwintert. Adulte Käfer können den Winter aber auch in der Bodenstreu überstehen. Das Käferstadium hat die höchste Wahrscheinlichkeit durch den Winter zu kommen, die Sterblichkeit von Ei, Larve und Puppe ist erhöht.

Ist der Kupferstecherbefall im Kronenraum, ist er fast gar nicht zu erkennen, denn Einbohrlöcher und Bohrmehl lassen sich vom Boden aus nicht erkennen. Das bedeutet der Befall wird erst erkannt, wenn die Nadeln anfangen sich von der Spitze aus zu röten und der Baum anfängt grüne Nadeln abzuwerfen, dann ist es aber schon zu spät. In Jungbeständen lassen sich Einbohrlöcher und Harztrichter erkennen, die mit dem Befall einhergehende Rötung erstreckt sich über den gesamten Baum.

Da der Kupferstecher schon erhebliches Fortpflanzungspotenzial bei einem Astdurchmesser von 2 cm hat (200 Käfer pro Meter Astlänge), profitiert er von Schlagabraum, welcher bei Holzernte anfällt. Einen Stehendbefall durch den Kupferstecher gibt es bei gestressten Bäumen. Es kann durchaus zu Massenvermehrung kommen, welche bestandesbedrohende Ausmaße annehmen kann.

Um Massenvermehrungen von Borkenkäfern jeglicher Art zu vermeiden gilt es, so wenig wie möglich tauglichen Brutraum zur Verfügung zu stellen. Es lassen sich sowohl waldbauliche Maßnahmen treffen als auch solche, die unter dem Stichwort „saubere Waldwirtschaft“ zusammengefasst werden können.

Damit die Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden, müssen die Waldflächen kontrolliert werden. Dieses ist in der Regel aber nicht permanent nötig, sondern nur dann, wenn die Käfer ausfliegen (schwärmen) und sich in noch unbefallene Bäume einbohren. Diese können anhand von Bohrmehl und Harzfluss identifiziert und durch Entnahme der Bäume können die Käfer unschädlich für den weiteren Bestand gemacht werden. Um den kurzen Flugzeitraum der Käfer zu identifizieren, hat es sich bewährt, eine simple Schlitzfalle im Wald oder sogar im benachbarten Ort aufzustellen und mit Lockstoff zu versehen. Herrscht keine akute Flugzeit, bleiben die Fallen leer oder fast leer. Schwärmen die Käfer, werden selbst in den weit vom Wald entfernt aufgestellten Fallen, erhebliche Zahlen an Käfern gefangen. Dann ist klar, dass im Wald genauer hingeguckt werden muss. (Die Schlitzfallen wurden in der Vergangenheit nicht nur zur Beobachtung, sondern auch zur Bekämpfung von Käfern eingesetzt, erzielten aber keine ausreichende Wirkung.) [5]

Nehmen Borkenkäfer überhand z.B. nach Windwürfen oder in Dürrejahren, muss der Wald mit Pflanzenschutzmitteln geschützt werden. Eine Methode ist die Nutzung von Kontaktgiften. Dabei wird das Pflanzenschutzmittel auf eine Oberfläche aufgebracht, zu der die Borkenkäfer mittels künstlicher Lockstoffe (Pheromone) gelockt werden. Kommen die Käfer über einen bestimmten Zeitraum mit dem Gift in Kontakt, weil sie auf der behandelten Oberfläche herumkrabbeln, sterben sie ab und können sich nicht mehr in einen gesunden Baum einbohren.

Fangholzhaufen

Fangholzhaufen: Die Stämme wurden mit einem Kontaktgift behandelt. In den Beuteln befindet sich der Lockstoff, der die Käfer auf die behandelte Oberfläche anstatt zu den gesunden Bäumen locken soll. Zwei Beutel deuten darauf hin, dass in diesem Fall sowohl Buchdrucker als auch Kupferstecher bekämpft werden sollen. (Foto Bölsing)

[1] Buchdrucker und Kupferstecher an Fichte; LWF Merkblatt Nr. 14, Online auf lwf.bayern.de, Zugriff am 29.09.2020

[2] Steigende Borkenkäfergefahr für 2016 – So beugen sie vor, Online auf fva-bw.de, Zugriff am 29.09.2020

[3] Befallsmerkmale der Borkenkäfer – Kupferstecher, Landratsamt Ostalbkreis Wald und Forstwirtschaft, Online auf ostalbkreis.de, Zugriff am 29.09.2020

[4] Buchdrucker und Kupferstecher - Borkenkäfer an Fichte; Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Online auf lwf.bayern.de, Zugriff am 29.09.2020

[5] Hesebeck, Carl 2020: Am Hoftor hängt ein Borkenkäferradar, Land & Forst Nr. 46/2020, S. 50