Baumartenwahl und Standortansprüche

Die Atlaszeder (Cedrus atlantica)

Die Atlaszeder findet bisher noch wenig Beachtung als Wirtschafts- oder Mischbaumart in der forstlichen Bewirtschaftung in Deutschland. Durch sich verändernde klimatische Veränderungen kann diese wärme resistentere Baumart aber eine interessante Alternative für geeignete Standorte in Deutschland als beigemischte Baumart der aktuellen Hauptbaumarten sein.

Ursprünglich stammt die Atlaszeder aus dem Atlas- und Rifgebirge in Marokko und Algerien und wächst dort in Höhen von 1.350 bis auf 2.400 m ü. NN. Dabei bringt Sie eine hohe Kältetoleranz (-25 °C) und Hitzetoleranz (40°C) mit. Sie kommt sowohl in Rein- als auch in Mischbeständen vor und tritt dort oft mit der Steineiche (Quercus ilex) in Vergesellschaftung auf [1].

Abbildung 1: Natürliches Verbreitungsgebiet (Quelle: M’Hirit et al. (1994) zitiert nach [1])

Die Atlaszeder ist die wichtigste Wirtschaftsbaumart im nordafrikanischen Raum, insbesondere in Marokko. Dort wird das Holz hauptsächlich als Konstruktionsholz genutzt. In Algerien wurde die Atlaszeder hingegen wirtschaftlich stark übernutzt, was zu einem Rückgang der Populationen geführt hat. In Europa wurde die Atlaszeder bisher in Frankreich verstärkt auf erosionsgefährdeten Standorten mit Herkünften aus Algerien angebaut. Dort zeigten sich eine gute standörtliche Anpassungsfähigkeit und ein gutes Höhenwachstum dieser Baumart. Weitere Standraumversuche werden In Frankreich mit sekundären Herkünften am Mont Ventoux erprobt [2].

Die Atlaszeder ist eine Pionierbaumart, die aber Schattentolerant in jungen Entwicklungsphasen ist. Sie ist deswegen waldbaulich interessant, da Sie besonders mischungsfähig ist. Bestehende Bestände können einzeln bis truppweise mit der Atlaszeder erweitert werden. Die Atlaszeder zeichnet sich außerdem durch eine gute Wüchsigkeit mit Oberhöhen von bis 35 Metern aus. In den genannten Standraumversuchen in Frankreich wurden so Oberhöhen von 30 Metern erreicht [2].

Ausführliche Informationen zur Bestandesbegründung und waldbaulichen Behandlung sind in den Artensteckbriefen 2.0 der FVA BW zu finden.

Das Holz der Atlaszeder hat eine hohe Dichte und Stabilität und ist sehr gut zur Wertholzproduktion geeignet [2] . Dabei ist das Holz der Atlaszeder besonders als Kontruktionsholz im Außen- und Innenausbau geeignet.

Insgesamt hat die Atlaszeder eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber abiotischen und biotischen Schäden.

Abiotische Schäden durch Trockenheit kann die Zeder durch ein tiefreichendes Wurzelsystem abwehren. Dieses Wurzelsystem wird jedoch erst im Alter ausgebildet, weswegen in jüngeren Wuchsphasen das Trockenrisiko zu beachten ist. Einen positiven Einfluss hat das gute Wuchsverhalten selbst bei geringen Niederschlägen.

Die Atlaszeder ist anfällig gegenüber Wildverbiss. Biotische Schädlinge im natürlichen Vebreitungsgebiet sind der Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa). Außerhalb des mediterranen Klimas in Mitteleuropa können außerdem pathogene Pilze wie Armillaria mellea und Heterobasidion annosum als Schädlinge auftreten [2].

Zusammenfassend lässt sich die Atlaszeder nach Ihrer Anbaufähigkeit auf Basis des aktuellen Literatur- und Wissenstands um Versuchsflächen beurteilen.

  • Massen- und Wertleistung
  • Klimaanpassung
  • Standort
  • Bodenzustand
  • Geringes Invasionspotenzial (Anbauversuche in Italien, Bulgarien, Portugal und Frankreich zeigten keine negativen Einflüsse auf die Tier- und Pflanzenwelt)
  • Mischungsfähigkeit
  • Abiotische Risiken
  • Biotische Risiken: Durch klimatische Veränderungen können auch biotische Schädlinge, wie der Pinien-Prozessionsspinner in Mitteleuropa heimisch werden und damit eine nicht kalkulierbare Gefahr für den Anbau der Atlaszeder sein
  • Durch Übernutzung in ihrem natürlichen Herkunftsgebiet (Algerien) ist die Atlaszeder eine gefährdete Art [2]

[1] Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (Hrsg.) 2021: Artensteckbriefe 2.0 - Alternative Baumarten im Klimawandel, Bezug über FVA-BW.

[2] Šeho, Muhidin (2019): Kurzportrait Atlaszeder (Cedrus atlantica (Endl.) Manetti ex Carrière); letzter Aufruf 15.12.21 unter waldwissen.net

[3] HUBER, G. und STORZ, C. (2014): Zedern und Riesenlebensbaum—welche Herkünfte sind bei uns geeignet? LWF-Wissen 7463–71