Baumartenwahl und Standortansprüche
Unter der Berücksichtigung projezierter Klimaszenarien ist mit einer Änderung von Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen zu rechnen. Auf Standorte und darauf stockende Waldbestände wirken sich die immer extremeren „Ausreißer“ hinsichtlich Trockenperioden und Starkregenereignissen besonders kritisch aus. Folgt die Klimaänderung der Tendenz, dass die Temperatur weiter steigt und die Jahresniederschläge zurückgehen, dann ändert sich auch die Ausgangslage für vorhandene Waldgesellschaften und es kann dort zu Verschiebungen kommen. [7] Für die Durchführung von Waldbaumaßnahmen erfordert dies ein großes Maß an Weitsichtigkeit, um diesen wachsenden Anforderungen an die Forstwirtschaft zur Entwicklung von klimastabilen Wäldern gerecht zu werden. Ebenso ist die potentielle Veränderung der Standorte dabei zu beachten und in die Entscheidungen einzubeziehen. Langfristig werden vorhandene Standortkartierungen überholt bzw. auf Aktualität untersucht werden müssen. Ein Ansatz der sich auch hier zur Risikostreuung eignet ist die Etablierung von Mischbeständen.
Gleichzeitig arbeitet die forstliche Forschung intensiv daran, mehr über mögliche neue Baumarten und deren geeignete Herkünfte herauszufinden. Diese Aufgabe muss unter dem Manko bearbeitet werden, dass die Forscher die zukünftige Anbaufähigkeit der Baumarten nur aufgrund der Annahmen der Klimaänderungen in Mitteleuropa, den Eigenschaften der Baumarten und der den tatsächlichen heutigen klimatischen Verhältnissen in den Herkunftsgebieten beurteilen müssen. Langzeitversuche zur Verifizierung der Ergebnisse müssen parallel zum praktischen Anbau der Bäume stattfinden und können nicht schnell abgeschlossen werden. Siehe zu diesem Thema auch [1], [2], [3], [4], [5], [6]…
In jedem Fall sollten standortgerechte / zum Wuchsort passende Baumarten und Herkünfte gewählt werden, da so die Risiken des Misslingens der Kultur oder des späteren Auftretens von Problemen verringert wird. Genaue Auskünfte lassen sich hier downloaden über Herkünfte forstlichen Vermehrungsguts und über die Standortansprüche der wichtigsten Waldbaumarten. Welche Baumarten auf einem konkreten Standort gerecht sind, wird mit Hilfe einer Standortkartierung ermittelt. Diese wird nach einem einheitlichen Verfahren in Deutschland durchgeführt, wobei es sicherlich auch bundeslandspezifische Unterschiede gibt. Um zu prüfen, ob es für den konkreten Wald eine Standortkartierung gibt, kann ein Blick in das Thema Standorterkundung und seiner nachgeordneten Artikel hilfreich sein.
Neben der Standortgerechtigkeit spielt die Förderung einer Waldbegründung bei der Entscheidung eine wichtige Rolle, da nicht auf jedem Standort jede Baumart oder Baumartenmischung gefördert werden. Hier ein Beispiel aus Niedersachsen Förderrichtlinie Niedersachsen Anlage 2.
Ist kein eigenes Fachwissen beim Waldeigentümer vorhanden ist, empfiehlt es sich dringend, zur Planung und Durchführung einer Waldbegründung einen Fachmann (forstlichen Adressen) begleitend zu Rate zu ziehen, mindestens ein Blick in die Literatur zur Begründung von Waldbeständen als Vorbereitung wird dringend angeraten.
Quellen:
[1] Leder, Bertram 2020: Jahrestagung der AG Gastbaumarten. AFZ/Der Wald Nr. 2/2020, S. 42-44.
[2] de Avila, A.; Albrecht, A. 2018: Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe - eine Stoffsammlung. FVA Baden-Württemberg 124 S.
[3] Albrecht, A.; de Avila, A. 2019: Ein Vorschlag zur literaturbasierten Ermittlung möglicher Alternativbaumarten im Klimawandel an Beispiel der Artensteckbriefe in Baden-Württemberg; Allgemeine Forst- und Jagdzeitung Nr. 189, S. 129-143.
[4] Klose, Christoph et al. 2020: Welche Chancen bieten eingeführte Baumarten?, AFZ/Der Wald Nr. 2/2020 S. 45.
[5] Schölch, Manfred 2020: Versuchsbestände mit Baumhasel und Platane, AFZ/Der Wald Nr. 2/2020 S. 46.
[6] Maier, Berhard et al. 2020: Langzeitversuche zu Wachstum und Vitalität: Erste Ergebnisse, AFZ/Der Wald Nr. 2/2020 S. 46.
[7] HWWK/Mz 2020: Die Buchen weichen den Eichen, Land & Forst, Nr. 39/2020, S. 49.
[8] Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (Hrsg.) 2021: Artensteckbriefe 2.0 - Alternative Baumarten im Klimawandel, Bezug über FVA-BW.
[9] Frischbier, Nico; Klüssendorf, Tim; Nicke, Anka 2021: Nicht heimische Baumarten im Test. AFZ/Der Wald Nr. 22/2021 S. 32ff.
Informationen über alte und neue Baumarten im Klimawandel sind auf den untergeordneten Seiten (s.u.) zusammengetragen oder lassen sich aus dieser Zusammenstellung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg gewinnen.