Baumartenwahl und Standortansprüche

Die Libanonzeder (Cedrus libani)

Die Libanonzeder (Cedrus libani) findet bisher noch wenig Beachtung als Wirtschafts- oder Mischbaumart in der forstlichen Bewirtschaftung in Deutschland. Durch sich verändernde klimatische Veränderungen kann diese wärme resistentere Baumart aber eine interessante Alternative für geeignete Standorte in Deutschland als alternative für Fichtenstandorte. Denn schon heute leidet die gemeine Fichte (Picea Abies) unter Trockenstress. In Zukunft wird hier eine Baumart mit ähnlichen Ansprüchen und einer größeren Trockenheitsresistenz die Fichte in niederen Lagen (< 700 Meter ü. NN.) ablösen müssen.

Das größte natürliche Vorkommen hat die Libanonzeder in der Türkei im westlichen- und mittleren Taurusgebirge und in der Region Anatolien. Dort kommt die Zeder in Höhenlagen von 700 m bis 1.400 m ü. NN vor. Außerdem gibt es natürliche Herkünfte in Syrien und dem Libanon in Höhen von 500 bis 2400 m ü. NN., von welchem sich der Name Libanonzeder ableitet [1].

Abbildung 1: Natürliches Verbreitunsggebiet der Libanonzeder (Quelle: zitiert nach Hajar et. al 2010 aus [3])

Die Libanonzeder wird bereits seit der Antike, d.h. seit 5000 Jahren genutzt. Damals diente das Holz den Ägyptern zum Schiffbau. Heute wird das Holz der Libanonzeder vor allem als Bau-/Tischler- und Möbelholz eingesetzt. .Aufgrund der geschichtlich geprägten, starken Übernutzung der Libanonzeder gibt es bisher in Mitteleuropa keine spezielle industrielle Nutzung des Holzes, sondern bisher nur Standortsversuche. In der Türkei werden hingegen seit den 1980er Jahren großflächig Aufforstungsmaßnahmen mit der Libanonzeder durchgeführt. Diese werden in Zukunft weitere Erkenntnisse zum Anbau dieser alternativen Baumart liefern können [4]. Grundsätzlich ist die Libanonzeder sehr geeignet bei der Aufforstung von sehr trockenen Standorten auf Kalk- und Silikatgestein. Die Libanonzeder hat ähnlich wie die Atlaszeder eine ausgeprägte Kälte- und Hitzetoleranz, d.h. sowohl kalte Winter als auch trockene Sommer mit Temperaturextremen von -35°C und +30°C werden von der Libanonzeder toleriert. Die Libanonzeder eignet sich damit für künftige klimawandelbedingte extremere Standorte, auf denen bisher die Fichte forstwirtschaflich genutzt wird [1, 2].

Im Gegensatz zur Atlaszeder ist die Libanonzeder nicht schattentolerant. Die Lichtbedürfnisse der Libanonzeder sind vergleichbar mit der der Schwarzkiefer. Ihr Höhenwachstum ist vergleichbar mit den in Deutschland forstwirtschaftlich genutzten Nadelbaumarten, der Gemeinen Fichte (Picea abies), der Waldkiefer (Pinus sylvestris) und der Europäischen Lärche (Larix decidua). So erreicht die Libanonzeder auf guten Standorten Höhen von 32 Metern im Alter von 100 Jahren. Im direkten Vergleich dazu erreicht die Fichte im gleichen Alter Höhen von 35 Metern. Die Libanonzeder hat damit eine gute Wüchsigkeit und gleichzeitig ein sturmstabileres Pfahlwurzelsystem sowie höheres Dickenwachstum (1cm im Jahr). In Ihrem flächenmäßig größten natürlichen Herkunftsgebiet, der Türkei wächst die Libanonzeder in Mischbeständen mit der Kilikischen Tanne (Abies cilcica), dem Syrischen Wacholder (Juniperus drupacea) und der Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. pallasiana) und in Reinbeständen [2].

Durch sein leicht zu bearbeitendes und wetterbeständiges Holz gehört die Libanonzeder zu einer beliebten Baumart in der Holzindustrie. Die Beständigkeit des Holzes von Libanonzedern ist vergleichbar mit Teakholz (Tectona sp.) und Robinie (Robinia pseudoacacia). Das Holz der Libanonzeder zeichnet sich durch eine hohe Festigkeit und gute Bearbeitbarkeit aus [2].

Die sehr trockenheitsresistente Libanonzeder ist durch Spätfröste im Frühjahr gefährdet. Diese Spätfrostgefahr ist jedoch abhängig von der Provenienz (Herkunft) der Pflanzen. Provenienzen türkischer Standorte sind so deutlich frosthärter, als die Herkünft aus dem Libanon [1]. Eine größere Gefahr stellen jedoch die biotische Schädlinge, hier verschiedene Insekten dar:Die Libanonzeder ist kahlfraßgefährdet durch verschiedene Mottenarten, die Zedernblattmotte Acleris undulana (engl. „Cedar leaf moth“), die Zederntriebmotte Parasyndemis cedricola(engl. „Lebanese cedar shoot moth“). Außerdem durch Prozessionsspinner, dem Traumatocampa ispartaensis (Zedern-Prozessionsspinner) und dem Pinien-Prozessionsspinner Thaumetopoea pitocampa (engl. „pine processionary moth“). Borken-, Bock- und Prachtkäfer treten als weitere Schädlinge in Folge des Befalls, als Sekundärschädlinge auf [2].

Zusammenfassend lässt sich die Atlaszeder nach Ihrer Anbaufähigkeit auf Basis des aktuellen Literatur- und Wissenstands um Versuchsflächen beurteilen.

  • Holzeigenschaften (vielseitige Verwendung des Holzes)
  • Klimaanpassung
  • Vermutlich geringes Invasionspotenzial
  • Alternative für Fichtenstandorte aufgrund guter Höheneignung und ausgeprägter Dürrefestigkeit
  • Bisher wenige Anbauversuche in Mitteleuropa: Aufgrund der geringen Vorkommen in Mitteleuropa ist zur Invasivität bislang noch nichts bekannt. Da die Libanonzeder eine geringe Konkurrenzkraft hat, wird bisher eine geringe Invasivität vermutet.
  • Verdichte, moorige Böden aufgrund von Hallimaschbefall [2].

[1] Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (Hrsg.) 2021: Artensteckbriefe 2.0 - Alternative Baumarten im Klimawandel, Bezug über FVA-BW.

[2] Leder, Bertram; von Wolff-Metternich, Caroline (2017): Kurzportrait Libanonzeder (Cedrus libani).; letzter Aufruf 16.12.21 unter waldwissen.net

[3] HUBER, G. und STORZ, C. (2014): Zedern und Riesenlebensbaum—welche Herkünfte sind bei uns geeignet? LWF-Wissen 7463–71

[4] Dr. Muhidin Šeho und Gerhard Huber (2018): Libanonzeder – Eine Alternativbaumart für trockene Standorte – LWF aktuell 116