Baumartenwahl und Standortansprüche

Der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera)

Der Tulpenbaum findet bisher noch wenig Beachtung als Wirtschafts- oder Mischbaumart in der forstlichen Bewirtschaftung in Deutschland. Auf mehreren forstlichen Versuchsflächen finden aber bereits wissenschaftlich begleitete Anbauversuche statt. Durch sich verändernde klimatische Veränderungen kann diese Baumart aber schon jetzt eine interessante Alternative für geeignete Standorte in Deutschland als beigemischte Baumart der aktuellen Hauptbaumarten sein.

Das natürliche Herkunftsgebiet des Tulpenbaums breitet sich in den östlichen Staaten der USA, vom südlichen Teil von New England zum Westen über südlichen Ontario und Michigan, zum Süden bis nach Lousiana und schließlich von Ost bis Nord-mitte Florida (siehe Abbildung 1). [1]

Abbildung 1: Das natürliche Herkunftsgebiet des Tulpenbaums [3]

Der Tulpenbaum ist in Nordamerika eine wirtschaftlich sehr bedeutende Baumart, die sich durch hohe Wuchsleistungen und ein besonders ausgeprägte Geradschaftigkeit auszeichnet. In Deutschland tritt der Tulpenbaum bisher nur vereinzelt als Naturverjüngung auf typischen Standorten von Edellaubhölzern, wie Ahorn, Esche oder Pappel auf. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit des Holzes, wird er aber im Gegensatz zu den USA wirtschaftlich wenig genutzt.

Der Tulpenbaum gehört zur Gruppe der Pionierbaumarten. Er ist schnellwüchsig und benötigt gute Lichtbedingungen. Die Wuchseigenschaften können mit denen der Pappel verglichen werden. Walbaulich betrachtet ist der Tulpenbaum eine sehr anspruchsvolle Baumart, die tiefgründige, gut wasserversorgte und gut durchlüftete Böden bevorzugt. Auf guten Standorten sind so Bestandeshöhen von 40 Metern und Einzelbaumweise 60 Metern möglich. Weiter zeigte sich die Baumart bisher als mischungstolerant und tolerant im Wachstum gegenüber anderen Baumarten [2].

Ausführliche Informationen zur Bestandesbegründung und waldbaulichen Behandlung sind in den Artensteckbriefen 2.0 der FVA BW zu finden.

Die pyhsikalischen Eigenschaften des Holzes des Tulpenbaums sind mit dem der Linde vergleichbar. Dabei kann das Holz als hochwertiges Furnier- oder Schnittholz verwendet werden. Insgesamt ist die Verwendung von Tulpenbaumholz sehr vielfältig. Die hohe Dimensionsstabilität und gute Bearbeitbarkeit des Holzes ermöglichen beispielsweise gute Möbeleigenschaften [2].

Tulpenbäume sind besonders in den höheren Lagen Ihres natürlichen Herkunftsgebiets durch Schneebruch und Windwurf gefährdet. Außerdem ist diese Baumart auf extremeren Standorten gegenüber Bodenverdichtung und Überflutung gefährdet. Als biotische Schädlinge sind in Deutschland bisher Pilze, wie der Hallimaschbefall als Kernfäuleerreger, bekannt. Zum Insektenbefall gibt es bisher noch zu wenig Informationen, um gesicherte Aussagen treffen zu können.

Zusammenfassend lässt sich der Tulpenbaum nach seiner Anbaufähigkeit auf Basis des aktuellen Literatur- und Wissenstands um Versuchsflächen folgendermaßen beurteilen.

- Die Wuchsleistung und die positiven Holzeigenschaften

- Die relativ einfache walbauliche Behandlung (vergleichbar mit standortsheimischen Pionierbaumarten)

- Alternative für Eschenstandorte, die durch das Eschentriebsterben bedroht sind

- Gute Mischung und Vergesellschaftung mit heimischen Baumarten, insbesondere Edellaubhölzern

- Abiotische und biotische Risiken

- Die europäische Holzindustrie ist bisher noch nicht auf die Verarbeitung von Tulpenholz eingestellt [2]

[1] Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (Hrsg.) 2021: Artensteckbriefe 2.0 - Alternative Baumarten im Klimawandel, Bezug über FVA-BW

[2] Mettendorf, Bernhard (2016): Kurzportrait Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera).letzter Aufruf 24.01.22 unter [[https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/kurzportrait-tulpenbaum|waldwissen.net]]

[3] „Liriodendron tulipifera“, //unter: https://gec.cr.usgs.gov/data/little/ (Letzter Aufruf 24.01.22)