Leitfaden Wiederaufforstung / Erstaufforstung in Niedersachsen
Schwarznusskultur nach Eschentriebsterben (Foto Bölsing)
Dieser Leitfaden richtet sich an Waldbesitzende, die Entscheidungen treffen müssen, wie und mit welchen Baumarten sie ihren Wald wiederaufforsten wollen, bzw. wenn bisher kein Wald vorhanden ist, wie und womit sie überhaupt aufforsten wollen. Diese Entscheidung ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Forstbetrieb überhaupt, da man mit ihr den möglichen Ertrag sowie die Nutzung und Behandlung der Fläche für die nächsten Jahrzehnte festlegt. Sie kann nur mit großem Aufwand später korrigiert werden. Dieser Artikel soll den Prozess der (Wieder-)Aufforstung erklären und verweist dazu auf weitere Seiten in und außerhalb des WALD-WIKIs, auf denen Informationen und/oder Pfade zu weiteren Wissensquellen hinterlegt sind. Links zu anderen Seiten innerhalb und außerhalb des WALD-WIKI sind in grüner Schrift gehalten und werden durch einen Klick auf sie genutzt.
Da die Zeit der betreuenden Förster in der derzeitigen Katastrophensituation eine sehr knappe Ressource ist, soll dieser Artikel mit seinen Verlinkungen dazu dienen, dass sich die Waldbesitzenden im Vorlauf auf die Gespräche mit dem Förster zur konkreten Planung und Umsetzung auf der Fläche die Grundlagen selbst aneignen können und der Förster diese nicht jedem Waldbesitzer auf jeder Fläche wieder neu erklären muss, bevor man überhaupt über konkrete Maßnahmen sprechen kann.
Zum Nachlesen eignet sich diese Broschüre aus Nordrhein-Westfalen. Walderneuerung nach Schadereignissen
Der erste Schritt im (Wieder-)Aufforstungsprozess ist die Klärung der Standortbedingungen. Darunter wird die Ausprägung von bestimmten Faktoren wie z.B. Niederschlagsmenge und Bodenfruchtbarkeit verstanden, die in Summe den Wuchsort (= forstl. Standort) des neuen Waldes beschreiben. Der Standort wird mit der forstlichen Standortkartierung, auch Standorterkundung genannt, beschrieben, in einer fünfstelligen Zahl codiert und kartographisch dargestellt. Dabei beschreiben die ersten beiden Ziffern den Wasserhaushalt, die dritte den Nährstoffhaushalt und die vierte und fünfte Ziffer das Substrat. Hier dazu das Beispiel für Niedersachsen. Im Zuge des Klimawandels reicht allerdings die Wasserhaushaltszahl allein nicht mehr aus, so dass die Standortwasserbilanz als neuer wichtiger Faktor hinzugekommen ist. Wie sie ermittelt wird, kann hier nachgelesen werden. Derzeit erarbeitet die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt eine neue Standortkarte, welche die Standortwasserbilanz berücksichtigt. Diese Karte wird wahrscheinlich ab der zweiten Jahreshälfte 2021 online zur verfügung stehen. Liegt keine forstliche Standortkartierung vor und können auch sonst keine Informationen z.B. aus Nachbarbeständen oder aus landwirtschaftlichen Kartierungen herangezogen werden, sollte vor der Aufforstung eine Standortkartierung erstellt werden. Dieses wird meist auch staatlich gefördert und ist i.d.R. die Voraussetzung der staatlichen Förderung der nachfolgenden Schritte. Hier der Link zur Förderung. Der betreuende Förster organisiert die Standortkartierung. Ist der betreuende Förster nicht bekannt, so kann er hier (Adressen LWK) leicht gefunden werden.
Sind die Standortbedingungen erkannt worden, können die für den Standort geeignetsten Baumarten und Baumartenzusammensetzungen (= forstl. Waldentwicklungstypen (WET)) ermittelt werden ( WET-Übersicht). Die Ansprüche der wichtigsten Waldbaumarten sind auch in einem FNR-Heft nachzulesen. Zusätzlich gibt es entsprechende Tabellen wie z.B. dieses inzwischen überholte PDF für Niedersachsen (Zuordung WET und Standorte) oder diese Karte des Förderportals Niedersachsen (hier die Anleitung zur Kartennutzung Standortinformation), die aber immer die Kenntnis der Standortziffern aus der Standortkartierung voraussetzen.
Waren die Eigenschaften forstlicher Standorte in der Vergangenheit relativ stabil, so unterliegen sie bedingt durch den Klimawandel bereits jetzt und zukünftig einem für forstliche Verhältnisse schnellem Wandel. Standortkartierungen und die Entscheidungen über die Baumarten sollten daher auch die möglichen Veränderungen und die mit ihnen einhergehenden Risiken berücksichtigen.
Bei einem oder mehreren Treffen vor Ort auf der Fläche entscheidet der Waldbesitzende mit Hilfe des betreuenden Försters über die Planung der kommenden Maßnahmen, die nachfolgend mit oder ohne der Unterstützung des Försters umgesetzt werden.
Da wegen des Klimawandels die Veränderungen an den Standortbedingungen zunehmen, ist die Vermittlung von gemachtem Erfahrungswissen, der Erfolg oder auch der Misserfolg einer Planung und Maßnahme eine wichtige Information für andere Waldbesitzende, Förster und Zusammenschlüsse, so dass die Verfassung oder Ergänzung eines entsprechenden Artikels im WALD-WIKI sehr hilfreich sein wird.
Quellen:
[1] Spellmann, Hermann 2019: Baumartenwahl im Klimawandel Vortrag Stand 09.09.2019