Kürzere Umtriebszeiten zur Erhaltung der Bestandesstabilität
Einfluss der Umtriebszeit auf die Bestandesstabilität
Die Umtriebszeit steht in direkter Verbindung zur Schadwahrscheinlichkeit von Beständen gegenüber abiotischen Schadereignissen. Mit zunehmender Umtriebszeit steigt die Baumhöhe und damit die Gefahr für Sturmwürfe. Schneller wachsende Nadelbaumarten wie Tanne und Fichte erreichen damit bei gleicher Umtriebszeit im Vergleich zur Laubbaumart Buche eine größere Höhe und damit größere Schadwahrscheinlichkeit. Dieses Verhältnis von Umtriebszeit und Baumhöhe ist in Abbildung 1 dargestellt. Insbesondere Nadelbaumarten haben somit ein erheblich höheres Risiko gegenüber zunehmenden klimatischen Veränderungen wie Sturmereignissen.
Abbildung 1: Einflussfaktor Baumhöhe (© Projekt KoNeKKTiW, FVA-BW, Markus Lohr)
Waldbauliche Steuerung der Umtriebszeiten
In vielen Regionen Deutschlands prägen oft kulturbestimmte Standorte auf Standorten natürlicher Laubwälder das Bild. Dabei handelt es sich oft um homogen aufgebaute, reine Fichtenbestände, die durch Pflanzung oder aus Naturverjüngung häufig in Folge von Kalamitäten und teilweise als Folgebestockung einer bis mehrerer Fichtengenerationen entstanden sind. Diese homogenen Bestände stellen zusätzlich aufgrund der Höhenlage und Exposition ein hohes Risiko hinsichtlich der Bestandesstabilität dar. Eine Möglichkeit der Risikoreduktion ist hier die Anpassung der festgelegten Umtriebszeiten.
In der Praxis stehen hier die sogenannten „Waldentwicklungstypen“ zur Ableitung der jeweils sinnvollen waldbaulichen Handlungsoptionen zur Verfügung.
Für die Baumart Fichte lassen sich damit Handlungsempfehlungen nach dem jeweiligen Bestandesaufbau treffen. Am Beispiel des Waldentwicklungstyps „Fichten-Mischwald risikogemindert“ werden konkrete Ziele zur Fortentwicklung der Ausgangsbestände definiert. Das Risiko wird gezielt über die Baumhöhe, d.h. einer Verjüngungsnutzung bei einer Höhe von 30 Metern, gesteuert (siehe Abbildung 2). Eine frühere Verjüngungsnutzung bedeutet also eine kürzere Umtriebszeit gegenüber der klassisch festgelegten 100 Jahre. Gleichzeitig sinkt die Schadwahrscheinlichkeit und damit das Risiko von finanziellen Ernteausfällen.
Abbildung 2: Auszug aus der Richtlinie landesweiter Forstentwicklungstypen ForstBW
Quellen:
[1] Lohr, Markus (2020); Fichtenbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels; Originalartikel auf Basis der Projektergebnisse von KoNeKKTiW (Kompetenz-Netzwerk Klimawandel, Krisenmanagement und Transformation in Waldökosystemen)