Jungbestandspflege und Läuterung

Alternative Läuterungsmethode - Das Ringeln

Wer eine Alternative zu Jungbestandspflege- und Läuterungsmaßnahmen ohne den Einsatz von Kraftstoffen sucht, und vor allem die Motorsäge wo es möglich ist zu ersetzen versucht, der sollte über die im Folgenden vorgestellte Alternative nachdenken. Neben einer kurzen Vorstellung wird versucht einige Vor- und Nachteile der Methode Ringeln darzustellen. Bei dieser Methode orientiert man sich, von der grundsätzlichen Herangehensweise, an einem langsam, durch die Konkurrenzkraft eines vitaleren Baumes ausgelösten, Verdrängung eines anderen Baumes. Dieser Prozess läuft in der Natur ständig ab, ohne notwendigen Eingriff des Menschen. Was die Natur nicht vermag, ist es die Qualität hinsichtlich der höchsten zu erwartenden Wertschöpfung herauszuarbeiten. An dieser Stelle greift der Mensch ein.

Durch das Ringeln wird dieser verlangsamte Absterbeprozess simuliert und auf eine abrupte Auflichtung des Bestandes verzichtet. Dies bringt den Vorteil mit, dass durch den weiterhin bestehenden Seitendruck, die natürliche Astreinigung nicht, oder kaum unterbrochen wird. Das Ringeln unterbricht den absteigenden Saftfluss zu den Wurzeln und führt nach einiger Zeit (2-5 Jahre) zum Absterben des Baumes. Nachdem kein Blattaustrieb mehr stattfindet, kann sich der bedrängte Z-Baumanwärter gegen den Bedränger langsam durchsetzen.

Vorgehensweise

· der gesamte Umfang des Baumes wird zunächst auf einer Höhe von 5-10 cm entrindet

· anschließend wird mit einer Drahtbürste das Kambium entfernt, da der Baum andernfalls in der Lage ist den Eingriff zu überleben

· die Eingriffe müssen das Holz des Baumes möglichst unbeschädigt lassen, um einen langsamen Zusammenbruch des Baumes zu gewährleisten

Die folgenden Abbildungen zeigen links die Werkzeuge (Ziehmesser, Drahtbürste, Veredelungsmesser) [1] und rechts den Einsatz, am noch lebenden Protz, des sog. Kambiflex. [2] Dieses Werkzeug vereint das Ziehmesser und die Drahtbürste in einem Gerät und optimiert somit den Arbeitsablauf.

Werkzeuge zum Ringelnringeln_2.jpg

Bei fachgerechter Ausführung stirbt der Baum sukzessive, über einen längeren Zeitraum (2 bis 5 Jahre) ab und verliert zunächst die Blätter und anschließend sukzessive die Äste (beginnend mit den dünneren), bis schließlich der Schaft zu Boden geht. [1] Der langsame Zerfall ist besonders schonend für den verbleibenden Bestand.

ringeln_3.jpg

Im Schaubild „Prüfkriterien für den Einzelfall“ sind die wichtigsten Entscheidungshilfen für oder gegen einen Eingriff in der Praxis dargestellt. [2]

Geringelt wird in der Regel erst, wenn der Durchmesser des Stammes 5-6cm erreicht hat. Vorher ist die Maßnahme effizienter über das Knicken umsetzbar. Geringelt wird in der Regel dann, wenn die natürliche Astreinigung, 25% der zu erwartenden Höhe zum Erntezeitpunkt erreicht hat (meistens 6 bis 8 m). Durch das Ringeln wird dem Z-Baum schonend ein Bedränger entnommen.

Geringelt wird:

· um Bedränger von Z-Bäumen in jungen Beständen zu entfernen

· um Vorwüchse auf Verjüngungsflächen zu beseitigen

· um eingestreute Nadelbaumarten (Fichte, Tanne) in einer Buchenverjüngung langsam zu fördern (Umstellung von Schatten- auf Lichtnadeln) [1]

· im Juli / August, da der Baum in der Zeit die wenigsten Reserven vorrätig hat

Vorteile

· keine Schockwirkung durch plötzliche Auflichtung (naturnaher Ausfall)

· langsamer, risikoarmer Übergang von kollektiver Stabilität zur Einzelbaumstabilität

· Unterstützung bei der Astreinigung (Reibung und partielle Beschattung)

· Das Brutgeschäft von nistenden Vögeln wird dadurch nicht gestört

· Weniger Lärm, weniger PSA (Persönliche-Schutz-Ausrüstung) und eine ergonomischere Arbeitshaltung [1]

Nachteile / Risiken

· Frühzeitiges Erkennen und Handeln von Nöten, das Absterben einige Jahre dauert

· Bei Beschädigung des Holzkörpers droht vorzeitiges Umstürzen des Baumes

· Wenn Kambium nicht vollständig abgebürstet wird, dann kann der Baum den Nährstofffluss aufrechterhalten und überlebt [1]

Kennzahlen

· ca. 8h / ha

· Freistellung von max. 300 Stck. / ha (mind. 7 m Abstand zw. den Z-Bäumen) [1]

[1] Doutaz, J. „http://www.waldbau-sylviculture.ch.“ Juli 2014. http://www.waldbausylviculture.ch/publica/2014_2_Ringeln.pdf (Zugriff am 22. Januar 2019).

[2] Hettesheimer, B., O. Böhmer, und M. Witz. //Qualifizieren - Dimensionieren Waldbaustrategie.// Broschüre, Neustadt an der Weinstraße: Zentrastelle der Forstverwaltung - Rheinland-Pfalz, 2009 (2. Auflage).